Maya-Frauen-Power

■ Das Selbsthilfe-Projekt APROSAS aus Guatemala stellt sich in Bremen vor

Ja, sie freut sich auf zu Hause, strahlt Hilde Muj. Vor allem die Kälte macht ihr zu schaffen. Eine anstrengende Tour haben sie und Carmela Sacuj hinter sich. Seit drei Wochen reisen die beiden Maya-Frauen aus San Andres im guatemaltekischen Hochland durch Deutschland, werben für ihre Produkte und Unterstützung für ihren Verein. Am Mittwoch waren sie zu Gast im Bremer Weltladen.

Die beiden arbeiten in einem ungewöhnlichen Projekt: APROSAS heißt der Verein, der allein von Frauen getragen wird. Angefangen hatten sie 1987. 200 Frauen hatte die deutsche Krankenschwester Bärbel Schlender zusammengetrommelt. „Da kam eine unheimliche Energie zusammen“, sagt Schlender heute. Das Ziel der Frauen: Die Lebensbedingungen der indianischen Bevölkerung in San Andres zu verbessern.

Mit 3.000 Mark Spendengeld wurden eine Weberei und Schneiderei gegründet. Hier stellen die Maya-Frauen Textilien her, die seitdem in 3. Welt-Läden in Deutschland verkauft werden. „Drei Monate lang haben wir geschwitzt, dann wussten wir, das kann funktionieren.“

Von Anfang an war klar, man wollte mit dem Erlös vor allem etwas für die Kinder tun. Denn sie sind die Hauptleidtragenden von Armut und den Folgen des 30-jährigen Bürgerkriegs. Eine Tagesstätte für unterernährte Kinder wurde bisher eingerichtet. Dazu kam 1995 eine Schule, in der etwa 170 Kinder zweisprachig unterrichtet werden. Die Schule hat sich zum Ziel gesetzt, die indianische Kultur wieder zu beleben. In Abendkursen werden auch Lehrer ausgebildet.

Anfangs waren viele skeptisch, berichtet Carmela Sacuj. Die Frauen hatten Angst, mit Kommunismus in Verbindung gebracht zu werden. Zu eingeschüchtert waren sie durch den Bürgerkrieg. Auch viele Männer hatten ihre Schwierigkeiten. „Ich musste ganz schön kämpfen, bis mein Mann akzeptierte, dass ich selbstständig arbeite. Inzwischen hilft er im Haushalt.“

Heute hat der Verein 50 festangestellte Mitarbeiterinnen und betreibt eine Bäckerei, einen Dorfladen und eine Farm. Einige Männer arbeiten als Angestellte, die Bosse aber sind die Frauen. Sie haben viel verändert im Dorf: Ein besseres Einkommen, mehr Gleichberechtigung und, so Carmela Sacuj, „das Selbstwertgefühl der Frauen ist gewachsen.“ Ihr größter Wunsch? „Wir träumen davon die Schule zu erweitern, damit wir nicht, wie jetzt, Schüler abweisen müssen.“

Kristin Hunfeld