Opak-rote Feuerstellen in den Bremer Wohnstuben

■ Kaminöfen erfreuen sich zunehmender Beliebtheit / Wegen der „wohligen Wärme“, sagen Ofenbauer – und weil die Zweitheizung schadstoffarm viel Energie spart

Stehen Sie mehr auf Sahara – oder doch eher auf „jeansblau“ als Kachelfarbe? Und soll die Ofen-Verkleidung lieber stahlschwarz oder doch aus Speckstein sein? Solche Fragen plagen derzeit immer mehr BremerInnen – denn die Nachfrage nach Öfen für die eigenen Wände steigt. Das jedenfalls beobachten die einschlägigen Verkaufsgeschäfte und -zentralen. Sie haben dabei einen unschlagbaren Verkaufsrenner ausgemacht: Kaminöfen mit diversen Kachelfarben und verschiedensten Ofenverkleidungen.

Diesen Trend machen sich neuerdings die Baumärkte zu eigen: Sie bieten in ihren Häusern nun auch Kaminöfen an – und machen so noch mehr Käuferschichten auf die beliebte Ofenart aufmerksam. „Diese Öfen laufen aber im Grunde schon seit 20 Jahren super“, sagt Karl-Heinz Hartje vom „Ofenhaus“ in Colnrade – vor allem „wegen der wohligen Wärme, die das Holzfeuer hinter der feuerfesten Scheibe“ ausstrahlt. Und weil dieses Kaminofen-Feuer einfach „schön anzuschauen ist“. Und weil ein Kaminofen – im Vergleich zu kostspieligen Kamin-Einbauten oder schweren Kachelöfen – zum Teil schon für 600 Mark zu haben ist.

Doch nicht nur das: Die „netten Wohn-Accessoires“, sagt Mike Schönbach von der Ofenfirma „Hark“, sind auch die „ideale Zweit- und Übergangsheizung“. Kaminöfen ersetzen – zum Beispiel in der Übergangszeit zum Winter hin – komplett die mit Öl oder Gas betriebene Zentralheizung: Ihre Wärmeauslastung liegt bei 80 Prozent – im Vergleich zu offenem Kaminen mit nur zehn Prozent. „Das spart viel Energie, denn Holz ist nicht so teuer zu beschaffen“, sagt Mike Schönbach von „Hark“ – und so mancher Kunde hätte damit schon im ersten Jahr satte 1.200 Mark gespart. „Diese Ersparnis zahlt sich aus und nach drei Jahren hat man den Preis für einen hochwertigen Kachelofen schon wieder heraus.“

Die ausschließliche Verbrennung von Holz sei kein Problem: Denn neue Schadstoffnormen schreiben vor: Ein Kaminofen darf nur soviele Schadstoffe bei der Holzverbrennung erzeugen, als wenn Holz im Wald von selbst verrotten würde. „Das sind ganz hohe Standards“, sagen beide Ofenverkäufer dazu – möglich wird dieser geringe Kohlendioxid-Ausstoß durch die sogenannte „Nachverbrennung“: Jeder genormte Kaminofen hat eine „Rauchumlenk-klappe“, die über der Feuerstelle angebracht ist – und hinter der der produzierte Rauch nochmals wärmespendend nachverbrannt wird.

Gleichzeitig muss jeder Kaminofen beim regionalen Schornsteinfeger beantragt und genehmigt werden. „Die Schornsteinfeger überprüfen dann die Einhaltung der vorgeschriebenen Schadstoffmengen“, erklärt Ofenverkäufer Karl-Heinz Hartje, der selbst mit zwei Öfen – „einen in der Wohnstube und einen im Flur“ – sein kleines Wohnhaus heizt. Dafür braucht er über einen Winter rund 1.500 Mark für Feuerholz – „und einen Streichholz zum Anzünden und dann brennen die durch bis zum Frühjahr.“ Keine Heizungstechnik allerdings für Menschen, die im Winter auch mal verreisen wollen: Denn niemand kann die Öfen am Feuern halten – „und dann frieren überall die Wasserrohre ein“, sagt Mike Schönbach von „Hark“.

In Bremen, so die Schätzung von Kohlenhändlern, heizen zwischen acht und zehn Prozent ihre Wohnungen und Häuser mit Ofen. Und das vor allem mit Kamin-Öfen – denn Kachelöfen, vor allem in Berlin weit verbreitet, sind für die alten Bremer Häuser schlicht zu schwer, verrät Schönbach. „Ein Kaminofen wiegt um die 250 Kilo, ein Kachelofen dagegen locker das Doppelte“ – und das tragen die Holzböden in den Bremer Häusern schlicht nicht.

Die Folge: der geneigte Bremer, die geneigte Bremerin, neigt allein schon aus Statikgründen in den Bremer Häusern mit Holzböden zur Ofenart „Kaminofen“ – und findet dafür mittlerweile in diversen Fachgeschäften und Baumärkten in und um Bremen eine breite Auswahl: Vom creme-antik-farbenen Kaminofen mit stilvollem Kaminbesteck bis zur opak-roten Feuerstelle mit Speckstein-Verkleidung.

Katja Ubben