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Subjektivität in Super-8-Format

■ Das 42. Internationale Leipziger Festival für Dokumentar- und Animationsfilm lockt mit Matrosen, die auf Korfu sackhüpfen

Im Herbst und wenn's regnet geht man gerne ins Kino. Deshalb ist es besonders gut, dass das „Internationale Leipziger Festival für Dokumentar- und Animationsfilm“ immer Ende Oktober stattfindet. 1.200 Filme aus 65 Ländern wurden in diesem Jahr eingereicht; 360 – davon sind 220 Trickfilme – werden bis zum 31. Oktober gezeigt, 18 Dokumentarfilme streiten sich im Wettbewerb um die Goldene Taube.

„Am Ende des Jahrhunderts spricht das Ich im Dokumentarfilm, jeder der Beiträge besticht durch ein hohes Maß an Subjektivität und eine ausgeprägte Handschrift der AutorInnen“, schreiben die Veranstalter um Festivalchef Fred Gehler in ihrer Programminfo. Dass das in den vergangenen Jahren auch schon so war, spricht für diese These.

Viele Regisseure (u. a. Vitalij Manskij, der mittlerweile verstorbene georgische Filmemacher Tato Kotetishvili oder der Belgier Olivier Smolders) verwenden das intimere Super-8-Format, um über die persönliche Erinnerung zu den großen Themen dieses Jahrhunderts zu kommen. Die serbische Schriftstellerin Jasmina Tesanovic schildert in ihrem „Belgrader Tagebuch“ das Ausmaß der inneren Zerstörung durch den Krieg gegen Jugoslawien.

In vielen Filmen ist die fehlende sogenannte professionelle Distanz der Regisseure zu den von ihnen Porträtierten auffällig. Etwa, wenn der Pole Pawel Lozinski seine Nachbarn porträtiert, der Schweizer Alfredo Kuchel, der 1996 die Goldene Taube gewann, das Comeback eines Boxers begleitet oder Djamila Sahraoui vom Alltagsleben algerischer Jugendlicher erzählt.

Während die diesjährige Retrospektive auf neun Jahrzehnte deutsche Dokumentarfilme für Kinder zurückschaut, werden in der Reihe „WendeBilder“ allerlei durchaus prominente Filmemacher (Chris Marker, Marcel Ophüls, Johann van der Keuken) mit internationalen Produktionen gezeigt. Mal sehn, wie Marcel Ophüls „Novembertage“ (1990) jetzt wirken.

Das in den letzten Jahren extrem gut besuchte Animationsfilmprogramm zeigt unter anderem denOscar-nominierten Briten Mark Baker. Alle jungen Leute aus Leipzig und Umgebung werden sich in der Nacht des Jungen Films am 29. 10. sehr vergnügen (Rattelschneck ist mit Kollegen auch dabei). Und um auch die Freunde der Adels-taz zu bezaubern, wird das Festival mit „Majestät brauchen Sonne“, Peter Schamonis ausführlichem Porträt des letzten deutschen Kaisers, eröffnet. Vier Jahre hat der Veteran des deutschen Autorenfilms an seinem Stück gearbeitet. Immerhin kann man nun sehen, wie sich der „brillanteste Versager der Weltgeschichte“ auf Korfu am Sackhüpfen kaiserlicher Matrosen begeistert.

Detlef Kuhlbrodt ‚/B‘ Dauerkarten: 60/40 DM. Infos unter Tel. (03 41) 980 39 21; Internet: www.mdr.de/dokfestival

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