AKW-Restlaufzeit nach Kilowatt ? Nein, danke

■ Minister Müller will Restlaufzeit in Kilowatt berechnen. Grüne: zu AKW-freundlich

Berlin (taz) – Die Grünen lehnen den neuesten Vorschlag von Bundeswirtschaftsminister Werner Müller (parteilos) zu den Atomverhandlungen ab. „Das ist der falsche Weg“, sagte gestern die energiepolitische Sprecherin der Grünen, Michaele Hustedt.

Müller hatte in einem Gespräch mit den Chefs der Atomunternehmen am letzten Samstag angeregt, die Laufzeit der Kraftwerke mittels der produzierten elektrischen Leistung zu berechnen. Alle AKW bekämen eine Gesamtzahl von Kilowattstunden zugesprochen, mit deren Verkauf die Unternehmen ihre Anlagen wirtschaftlich betreiben könnten. Welches Atomkraftwerk in den kommenden Jahrzehnten welche Produktionsleistung aus der Gesamtmenge ausschöpfen könne, sollen die Firmen selbst festlegen. Sie müssten auch entscheiden, welche Anlage sie vorzeitig abschalten, wenn andere länger laufen.

Hustedt erklärte, Müller nähere sich damit der Position der Konzerne an. Die wollen durchsetzen, dass jedes AKW mindestens 35 Jahre voll in Betrieb sein darf. Der Vorschlag würde – Reparaturpausen eingerechnet – auf eine Betriebszeit von mehr als 40 Jahren hinauslaufen. Die Berechnung mittels Kilowattstunden geht in die Richtung der „Volllastjahre“, die die Industrie fordert.

Die Grünen plädieren dagegen für 25 Kalenderjahre pro AKW – inklusive Reparaturphasen. Auch Bundesumweltminister Jürgen Trittin (Grüne) ist freilich bereit, eine Geamtlaufzeit für alle Anlagen festzulegen, die die Betreiber dann nach ihren Wünschen aufteilen können. Hannes Koch