Minus bei staatlichen Arbeitsvermittlern

■ Stadteigene „BAVA“ steht auf dem Prüfstand: Sie sollte als staatliche Agentur 300 Sozialhilfe- und Arbeitslosenhilfeempfänger in Jobs vermitteln – und schaffte nur 73 Arbeitsverträge

Das hoffnungsfroh gestartete Geschäft „Jobvermittlung für Sozialhilfe-Empfänger“ entpuppt sich in Bremen als Verlustrechnung: Die staatliche Arbeitsvermittlungsagentur „BAVA“ fährt zum Jahresende ein sattes Minus ein – statt wie geplant Sozialhilfe einzusparen: Bis September kamen nur 73 Arbeitsverträge zustande – geplant waren aber ganze 300 bis Dezember. Jetzt steht die „BAVA“ in Bremen komplett auf dem Prüfstand – obwohl sie noch vor einem Jahr gegen private Jobagenturen das Rennen machte: Bei der Ausschreibung zur Vermittlungsarbeit bekam sie als billigster Bewerber den Zuschlag.

Vorsichtig vergrätzt ist man deshalb jetzt vor allem bei der CDU. Denn die beugte sich damals der Zuschlagsentscheidung aus Kos-tengründen – hätte aber lieber erfahrene Private am Start gehabt. „Damit überhaupt etwas in Gang kam, haben wir letztlich zugestimmt“, sagt CDU-Fraktionsreferent Volker Löhmann. Trotz Bremer Klüngelverdachts. Denn immerhin: Die städtische Werkstatt Bremen hätte mit ihrer Tochterfirma „BAVA“ nur 3.000 Mark Vermittlungsprämie pro Job verlangt. Die private holländische Agentur „Maatwerk“ forderte dagegen schon 6.000 Mark.

Das schlechte „BAVA“-Ergebnis indes lässt nun alte Diskussionen wieder aufflammen: „Wenn jetzt keine Korrekturen kommen, müssen wir neu ausschreiben“, sagt CDU-Fraktionsreferent Löhmann. Und die arbeitsmarktpolitische CDU-Sprecherin Brigitte Dreyer meint: „Der Vertrag muss sofort erfüllt werden, sonst muss gekündigt werden.“ Aber auch von der Sozialbehörde kommen harte Töne: Von den ehemaligen Befürwortern heißt es plötzlich: Anfang Dezember werde entschieden, „wie es weitergeht“, so Ressort-Sprecherin Heidrun Ide. Solange werde man nach „Ursachen forschen“. Offenbar waren einige „Arbeitsabläufe nicht optimal.“

Und in der Tat gesteht Werkstatt-Abteilungsleiterin Anna Reiners: Man hätte vieles besser „steuern können“. Arbeitsamt und Sozialämter hatten nämlich wahllos aus ihren Karteien über 1.500 Bewerber zur „BAVA“ geschickt. Darunter völlig unpassend: arbeitslose Akademiker vom Fachvermittlungsdienst. Und hunderte langzeitarbeitslose oder sozialhilfe-empfangende Menschen, die „im Grunde gar nicht arbeitsfähig sind“ wegen diverser Vermittlungshemmnisse wie Krankheit oder Sucht. Da brauche es künftig eine „differenziertere Zuweisungspraxis“, also „mehr Filter“.

Doch laut Reiners gab es noch mehr Hinderungsgründe: Bei den meisten Sozialhilfe-Empfängern fehlten schlicht „Schlüsselqualifikationen“ – da brauche man „z.B. für Kommunikationstraining oder Gabelstaplerscheine“ noch „vorgeschaltete Maßnahmen, die bezahlt werden müssten.“ Sonst könnte man die Leute nicht in die Lager- oder Helfer-Jobs in Gewerbe oder Gastronomie vermitteln, die die Agentur „BAVA“ mit eigens eingesetzten „Disponenten“ aquiriert.

Aber gerade da sehen private Jobvermittler wie z.B. die holländische Agentur „Maatwerk“ den eigentlichen Haken im Bremer Sys-tem: Die bundesweit erfolgreiche „Maatwerk“-Methode, die die Bremer ursprünglich kopieren wollten, funktioniert nämlich genau umgekehrt. Dort liegt Jobaquise und Beratung in einer Hand: Die Vermittler führen erste diverse Gespräche mit den Bewerbern, suchen nach „wunden Punkten und Schwächen“ – und ziehen dann selber los, um für den einzelnen „den passgenauen Job zu finden, der möglichst nicht seine alten Schwächen berührt“, sagt Maatwerk-Bereichsleiter Reinhard Schuh.

Seine bisherige Erfahrung: Städte, die Maatwerk kopierten, erreichten nur die Hälfte der Jobs. Und die erfolgreiche Vermittlungs-Zukunft liege ohnehin in Projekten wie z.B. in Holland: Dort arbeiten Arbeits- und Sozialamt sowie private Jobvermittler und Zeitarbeitsfirmen unter einem Dach – „damit niemand verloren geht.“ Im bundesdeutschen Bad Segeberg hätte man durch enge Kooperation mit dem Sozialamt durch 200 Vermittlungen, abzüglich der gezahlten Prämien, eine Million Mark Sozialausgaben eingespart. Katja Ubben