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Männer können immer mit Männern

■ Iranische und französische Politiker und Geschäftsleute demonstrieren Eintracht bei Präsident Chatamis Paris-Besuch

Paris (taz) – Bei Kaffee und Brot und in völliger Abwesenheit des Mullah-störenden Elementes Frau ließ sich gestern eine Delegation des französischen Arbeitgeberverbandes Medef im Gespräch mit dem iranischen Staatspräsidenten Mohamed Chatami in Paris ablichten. Bei dem Tischgespräch am zweiten Tag des Besuches aus Teheran bahnten sie weitere Geschäfte an. Der Verkauf von 100 Lokomotiven der französischen Marke „Alsthom“ sowie die Vergabe eines Kredites in Höhe von 1,5 Milliarden Francs (ca. 450 Millionen Mark) waren bereits abgeschlossen – unter Männern.

Wein, Frauen und Oppositionelle sind bei dem dreitägigen Besuch des iranischen Staatspräsidenten – dem ersten seit der „Islamischen Revolution“ von 1979 – tabu. Wie bereits berichtet, setzte Frankreich dem Staatsgast zuliebe auch das Recht auf freie Meinungsäußerung außer Kraft, indem es seine Landesgrenzen für iranische Oppositionelle schloss. Als eine grüne Parlamentarierin sich am Mittwochabend über die diplomatischen Kotaus Frankreichs dieser Woche vor den Repräsentanten von zwei autoritären Regimes – China und Iran – wunderte, bekam sie vom sozialistischen Außenminister Hubert Védrine die erstaunliche Antwort: „Ich kann nicht erkennen, dass die Demokratie schneller voranschreitet, wenn die Länder eher Boeing als Airbus kaufen.“

Wie großzügig Frankreich gegenüber dem Regime in Teheran ist, haben auch Irans Medien verstanden. Gestern berichteten sie von Pariser Straßen, die von iranischen Oppositionellen „gereinigt“ worden seien und zeigten Bilder von der Festnahme iranischer Oppositioneller durch die französische Polizei.

Paris, in dessen Banlieue sich Ende der 70er-Jahre ein gewisser Chomeini auf seine Rückkehr in den Iran vorbereitete, wollte schon zu den Zeiten des sozialistischen Ex-Präsidenten François Mitterrand die Beziehungen zu Iran wieder anknüpfen. Doch dann wurde der iranische ehemalige Premierminister Bachtiar in Paris ermordet – im Auftrag des iranischen Geheimdienstes. Staatsbesuche waren damit nicht mehr möglich. Die Geschäfte jedoch entwickelten sich weiter. 1997 unterzeichneten die französischen Mineralölkonzerne Elf und Total große Verträge mit dem Iran. Seit der Wahl von Chatami zum Staatspräsidenten im Jahr 1997 setzt Frankreich auf gute Beziehungen zu dem umstrittenen „Reformer“. Ursprünglich war sein Besuch bereits im April geplant. Wegen „protokollarischer Probleme“ – unter anderem hatte die iranische Delegation verlangt, dass bei den geplanten Essen weder Wein auf den Tisch noch unverschleierte Frauen an den Tisch kämen – wurde der Besuch damals verschoben.

Als Chatami am Mittwoch mit zwei Stunden Verspätung einflog, kam er nicht als „Staats-“, sondern nur als „Gast“. Außerdem stand eine Rede vor der Unesco, bei dem er über den Dialog zwischen Iran und Europa sprechen wollte, auf dem Programm. Gestern machte die iranische Delegation „Sicherheitsgründe“ geltend, derentwegen der Unesco-Auftritt möglicherweise nicht stattfinden könne.

Der vor beinahe 20 Jahren ins Pariser Exil geflüchtete frühere iranische Premierminister Abolhassan Bani Sadr kritisierte gegenüber der taz die Zurückhaltung des Westens bei Kritik an den Menschenrechtsverletzungen im Iran. „Die Repression hat zugenommen, seit Chatami Präsident ist“, betont Bani Sadr, „wenn Frankreich dem Iran Kredite gibt, wenn Italien ihm Kredite gibt, und wenn Deutschland sich darauf vorbereitet – warum sollte das Regime dann seine repressive Politik ändern?“ Dorothea Hahn

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