■ Haben Diplomaten Heimweh?
: „Vermisse den Himmel von Kasachstan“

Daoren Karipow, 30, kasachische Botschaft

Meine Familie und ich wohnen in der Nähe der Botschaft in Pankow – mitten im Grünen. Das ist sehr angenehm. Ich gehe dreimal in der Woche ins Fitnesscenter, dadurch habe ich schon viele deutsche Freunde. In Berlin sind die Leute lockerer als in meiner Heimat. Das Einzige, was mich nervt, sind der Verkehr und die Staus in der City. Und ich vermisse den immerblauen Himmel von Kasachstan.

Janine N. van Erk, 50, niederländische Botschaft

Für einen Single wie mich ist es wichtig, eine schöne Wohnung zu haben. Dann ist es leichter, sich einzugewöhnen. Ich wohne in den neuen Hackeschen Höfen, genau in der Gegend in Berlin-Mitte, wo es viele schöne Cafés gibt. Von meinem Büro aus, im 20. Stock, kann ich meine Wohnung sogar sehen. Die Stadt ist wie ein Gemälde, das noch nicht fertig gestellt ist. Es ist hochinteressant, hier zu leben.

Thorarinn Kristjansson, 32, isländische Botschaft

In Berlin bin ich total verliebt. Als Praktikant bekommt man nicht viel Geld, und darum lebe ich in einer kleinen, günstigen Wohnung in Berlin-Wedding. Ich finde Berlin total aufregend. Es ist so riesengroß. Ich studiere internationale Beziehungen in Dänemark, und das deutsche Ost-West-Problem hat mich schon immer interressiert. Ich würde hier gerne weiterarbeiten. Die Stadt passt einfach zu mir.

Lucinda Meagher, 28, australische Botschaft

Berlin war meine erste Wahl. Wir konnten drei Städte ankreuzen, in denen wir gerne arbeiten möchten. Ich wollte nach Berlin, weil Berlin voll von Geschichte ist. Ich liebe alte Geschichte. Viele haben mich gewarnt vor der Berliner Schnauze. Aber die Leute sind hier sehr freundlich. Die haben nicht die Arroganz, die für Großstädter typisch ist. Das liegt vielleicht daran, dass Berlin aus zwei Teilen bestand.

Yasushi Misawa, 37, japanische Botschaft

Als die Mauer gefallen ist, habe ich mir extra Urlaub genommen und bin hierher gereist. Das war ein großes Erlebnis. Es ist aufregend, jetzt in Berlin zu sein. Viele Leute haben mir erzählt, dass die Berliner unfreundlich sind. Meine kleine Tochter hat in der Schule geschrieben: „In Bonn haben mich die Nachbarn immer begrüßt, hier grüßt mich niemand.“ Aber das ist auch in Tokio so.

Eugenio d'Auria, 40, italienische Botschaft

Vor dem Umzug habe ich von Berlin geträumt. Die Stadt ist so lebendig. Meine Familie braucht das. Darum haben wir eine Wohnung in einem zentralen Bezirk gewählt, ganz in der Nähe vom Schloss Charlottenburg. Meine Tochter liebt das Kneipenviertel Prenzlauer Berg im Osten. Ich unterhalte mich gern mit den Taxifahrern. Letztens habe ich mit einem Hertha-Fan die ganze Fahrt lang über Fußball geredet.

Umfrage: Karen Heinrichs

Fotos: Jan Nordmann