Tschüss auch
: Das Alte lieber!

■ Die neue kleine und erbauliche Monatgskolumne der taz / 50. Versuch

Neulich im Schnoor, ich hatte meine Tage, kein Wunder also, dass ich zu abendkalter Stunde in ein Speiseetablissment stolperte, wo ich gebratene Blutwurst aß, nur um danach öffentlich zu delirieren über Hochzeitsnächte und blutige Bettlaken, die ja allemal noch angenehmer sind als blutige Kakerlaken, aber haben Sie mal versucht, in friedensstiftender Absicht blutige Kakerlaken zu schwenken, oder mit blutstiftenden Kakerlaken Frieden zu schaffen oder in schaffstiftender Friedlakerei Blut zu bekakern bzw. einen Stift namens Friedblut Schafflak zu beharken, um einem Schaffner Blut zu stiften, damit die Harke ihren lieben Frieden hat usw. usf. etc. pp.

Sie sehen, Damen und Herren, dieser definitiv letzte Versuch einer neuen kleinen und erbaulichen Montagskolumne versickert und versandet (wie alle vorherigen) im Desaster. Kann eben nicht jeder Dahergelaufene sich zum Tach-auch-Schreiber aufschwingen. Und so verweise ich hier in aller Form aufs Original, täglich im ansonsten ja eher blassen Weser Kurier nachzulesen. Da heißt es zum Beispiel: Nicht durch das Leben lernen wir, sondern durch die Werbung. Sie hat uns mittlerweile klar gemacht, dass alles, was neu ist, auch gut ist. Deshalb wird dieses Adjektiv von klugen Menschen an jedes Produkt geheftet, um es in den Rang des Guten zu heben. Das neue Auto fährt selbstredend besser, und das neue Waschmittel zaubert ein noch strahlenderes Weiß in die Wäsche. Dass das Neue immer auch gut ist, hat jetzt auch eine Supermarktkette herausgefunden. „Neuer Preis“ steht in kräftigem Rot auf der Wurstpackung. Zu Hause angekommen, entferne ich den neuen Preis, um mir den alten anzusehen. Der ist viel niedriger. Manchmal ist mir das Alte doch lieber. Chapeau, Kollege Markus Tönnishoff! So geht das! Tschüss auch! Burkhard Straßmann