Kommentar
: Teeren und federn

■ Schönbohm bläst zum Angriff gegen rechts

Jörg Schönbohm, frisch gebackener Brandenburger Innenminister, bläst zum Angriff gegen rechtsextreme Gewalttäter. Um der Hetzjagd der Braunen auf Ausländer Einhalt zu gebieten, hat der Law-and-Order-Mann jetzt die „geistige Bürgerwehr gegen Gleichgültigkeit und Fremdenfeindlichkeit“ ausgerufen.

Zur Bürgerwehr gehört, das weiß man aus jedem Western, die Selbstjustiz. Wenn es sie gäbe, wäre der ehemalige Bundeswehrgeneral jedoch der Erste, der geteert und gefedert aus dem Potsdamer Landtag getragen werden müsste: Als Berliner Innensenator wollte er Bezirke mit einem zu hohen Ausländeranteil „austrocknen“ und warnte vor „Ouartieren, die so sind, dass man sagen kann: Dort befindet man sich nicht in Deutschland“. Im Zusammenhang mit diesen „Gegenden, wo viele Deutsche sich nicht mehr zu Hause fühlen“, sprach Schönbohm von einem „Teufelskreis von Kriminalität und Verwahrlosung“ und erklärte so en passant jeden Ausländer zum Kriminellen.

In der rechtsextremen Wochenzeitung Junge Freiheit endeckte Schönbohm die deutsche Nation als „Schicksalsgemeinschaft“. Und über Besucher des rechten Jugendklubs „Flash 29“ in Cottbus, an dessen Tür noch der Aufkleber der DVU prangte, hielt der CDU-Spitzenkandidat schützend seine Hand und attestierte ihnen „Gesprächsbedarf beim Thema Ausländer“. Jörg Schönbohm, so versprach er im Wahlkampf, „macht Politik nicht vom Schreibtisch aus“. Die Baseballschlägerfetischisten, die zwischen Elbe und Oder jedes Wochenende für traurige Schlagzeilen sorgen, dürften nicht nur in diesem Punkt mit dem Innenminister übereinstimmen.

Dass Schönbohm jetzt zusammen mit „mannhaften Bürgern“ dieser Feierabend-SA ins Gewissen reden will, ist besser als nichts. Einen Schlachtplan hat der Ex-General bereits entworfen: Wenn in jeder Stadt 20 energische Leute mitmachten, ginge die Ölfleck-Theorie auf: „Viele Ölflecken ergeben einen Teppich.“ Noch besser aber wäre es, Jörg Schönbohm verzichtete zukünftig darauf, mit seinen Auslassungen über Ausländer als „Fremdkörper“ Öl ins Feuer zu gießen.

Andreas Spannbauer

Bericht Seite 20