■ Standbild
: Kaum erhabene Spannungskurve

„Tatort: Der Fluch des Bernsteinzimmers“, Sonntag, 20.15 Uhr, ARD

Tragen Sie auch immer Ihr eigenes Porträtfoto in Ihrer Jackentasche mit sich herum? Dann müsste Ihnen dieser „Tatort“ gefallen haben. Sollten Sie es allerdings abwegig finden, dass ein Foto, das 50 Jahre lang in einem muffigen Stollen verbringen musste, nach all den Jahren weder vermodert, ja, noch nicht einmal etwas vergilbt ist, werden Sie an diesem Krimi wenig Freude gehabt haben.

Die Geschichte, die uns „Der Fluch des Bernsteinzimmers“ auftischte, war gelinde gesagt hanebüchen: Ein verarmter Herzog jagt dem verschollenen Schatz aus Russland nach und findet den Zaster natürlich ausgerechnet auf seinem eigenen herzoglichen Grundstück. Dass der Adelige nebst Angetrauter am Morgen nachdem der ominöse Stollen geöffnet wurde, mit Kopfschuss auf der Landstraße aufgefunden wird, ruft die Dresdner Ermittler Ehrlicher und Kain auf den Plan. Die müssen nun zwischen sagenhaftem Fluch, traurigem Suizid und habgierigem Meuchelmord unterscheiden, sich mit armen Rittern und blutrünstigen Rechtsanwälten herumschlagen und schließlich auch noch ein nie geklärtes NS-Verbrechen aufdecken.

Gelegentlich ist die phantastische Verbindung zwischen dem sog. „wahren“ Leben und der fabulierten Krimiwelt ja ganz possierlich, aber hier waren das „Bernsteinzimmer“ und die NS-Gräueltat nur beliebige Stichworte für eine dreiste Räuber(und Gendarm)pistole. Denn – wer hätte das gedacht? – am Ende fiel der Stollen in dunkler Nacht zusammen und begrub sein historisches Geheimnis unter Bergen von Schutt.

Selten hat man in letzter Zeit einen „Tatort“ gesehen, der so konfus und gleichzeitig langweilig erzählte. Auf dem Höhepunkt der kaum erhabenen Spannungskurve sprang Kommissar Ehrlicher in einen polnischen Bach, um einem Anschlag auf sein Leben zu entgehen. Aber da war die Handlung längst baden gegangen. Klaudia Brunst