In Montenegro werden Renten künftig in Mark gezahlt

■ Die Regierung in Podgorica führt die Mark als Parallelwährung ein und geht weiter auf Distanz zu Belgrad. Führung wirft Milosevic unverantwortliche Währungspolitik vor

Podgorica/Frankfurt (AFP/rtr) – Mit der Einführung der D-Mark ist die jugoslawische Teilrepublik Montenegro gestern weiter auf Distanz zu der Zentralregierung in Belgrad gegangen. Das montenegrinische Kabinett verabschiedete in Podgorica ein Dekret, das die Deutsche Mark mit heutiger Wirkung zur Parallelwährung neben dem jugoslawischen Dinar erklärt. „Die Bestimmungen des jugoslawischen Zentralbankgesetzes und des Gesetzes über Devisentransaktionen werden in Montenegro nicht mehr angewandt“, heißt es in dem Dekret, das die Unterschrift von Ministerpräsident Filip Vujanovic trägt. Ziel sei es, „die wirtschaftlichen Interessen Montenegros zu verteidigen“. Überdies wird in dem Beschluss die Gründung einer eigenen Zentralbank angekündigt.

Montenegro moniert schon lange, dass der Dinar durch die inflationäre Geldpolitik der jugoslawischen Führung unter Präsident Miloševic stetig an Wert verliere. Montenegros Finanzminister Miroslav Ivanisevic erklärte in Podgorica, sämtliche Löhne, Renten und Sozialleistungen würden künftig in D-Mark gezahlt. Unternehmen sind seinen Worten zufolge verpflichtet, von nun an zwei Konten zu führen – eines in Mark und eines in Dinar. Ivanisevic betonte zudem, die Preise für Strom und Öl würden durch die Regierung in Podgorica festgelegt. Er warf Belgrad eine „unverantwortliche“ Währungspolitik vor. Seinen Angaben zufolge hat der Dinar in den vergangenen drei Wochen ein Drittel seines Wertes verloren. Gestern erhöhte das Kabinett den Preis für Superbenzin um 21 Prozent auf nun eine Mark pro Liter.

Die Deutsche Bundesbank betonte, sie sei vor dem Regierungsbeschluss zur Einführung der Mark nicht konsultiert worden. Währungsexperten in Frankfurt am Main verwiesen gestern darauf, dass die Mark in der jugoslawischen Teilrepublik schon seit langem als inoffizielle Währung genutzt wird. Die Regierung werde deshalb kaum Probleme haben, die notwendige Geldmenge aufzubringen, um Staat und Wirtschaft in Gang zu halten. Die Einführung der D-Mark wird sich den Experten zufolge voraussichtlich als „exzellente Inflationsbremse“ erweisen, weil die Führung nicht einfach die Druckmaschinen anwerfen und Geld drucken kann.

Der stellvertretende jugoslawische Ministerpräsident Jovan Zebic bezeichnete die Einführung einer Parallelwährung in Montenegro als rechtswidrig, da seine Regierung nicht informiert worden sei. Wie die Bundesregierung darauf reagieren werde, sei noch offen.