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Geschäftsziel: Großbank des Südens

■ Spaniens Banken fusionieren für den einheitlichen europäischen Markt und werden so auch zur Macht in Lateinamerika

Madrid (taz) – Spaniens Banken suchen den Anschluss an die europäische Entwicklung und den globalen Markt. Nach Abschluss der Liberalisierung der Geldgeschäfte und der vollständigen Privatisierung des staatlichen Bankenverbundes Argentaria hat den Sektor jetzt das Fusionsfieber gepackt.

Nach dem Zusammenschluss der Banco Santander und der Banco Central Hispano Anfang des Jahres zur BSCH entstand im Oktober mit der Übernahme von Argentaria durch die baskische Banco Bilbao Vizcaya mit der BBVA ein weiterer Gigant auf der iberischen Halbinsel. Nach Eigenkapital ist die BSCH mit 256 Milliarden Euro das größte spanische Geldinstitut. Die BBVA liegt mit 224 Milliarden knapp dahinter.

Auch wenn die beiden zusammen nur zwei Dittel des Eigenkapitals des größten europäischen Hauses, der Deutschen Bank, erreichen – in Spanien kontrollieren sie knapp 40 Prozent des Marktes. Der Rest geht fast vollständig an die Sparkassen der verschiedenen Regionen, die ebenfalls nach Allianzen suchen. BSCH und BBVA haben längst nicht mehr nur den eigenen Markt im Blickfeld. Sie sind seit Jahren in Lateinamerika aktiv und haben es dort zu ansehnlichen Netzen gebracht. Die BSCH blickt nach der Fusion auf einen Verbund von Banken in Agentinien, Chile, Mexiko und Peru.

Ein Imperium, das seit wenigen Wochen von der BBVA in den Schatten gestellt wird. Kein lateinamerikanisches Land, in dem die neue Großbank nicht vertreten ist. 5,1 Prozent des Bankengeschäfts wickeln die BBV- und Argentaria-Töchter auf der anderen Seite des Atlantiks ab. Über 3.000 Filialen bedienen die Kunden mit den verschiedensten Produkten. Am meisten Erfolg haben die privaten Rentenversicherungen der BBV. 34 Prozent derer, die in Lateinamerika ihre Altersversorgung auch privat sichern wollen, sind bei der BBVA und ihren Töchtern zusatzversichert.

Doch sowohl in Bilbao als auch in Madrid wollen die Vorstände höher hinaus. Sie haben den europäischen vereinten Finanzmarkt im Auge. „Die große Bank des Südens“ heißt ihr Traum. Um dies zu erreichen, dringen sie auf die Märkte in Portugal, Frankreich und Italien vor. „Ich glaube, es ist logisch, dass wir uns zuerst an die benachbarten Länder mit kulturellen Gemeinsamkeiten richten“, begründet BBV-Chef Emilio Ybarra diese Strategie.

Die BSCH ist mit 6,9 Prozent bei der italienischen San Paolo beteiligt. In Frankreich hält sie fünf Prozent bei der Société Générale, sogar eine Fusion mit Frankreichs drittgrößter Bank halten die Branchenbeobachter für wahrscheinlich. Die BBVA hält Anteile in Italien. Hinzu kommen 3,75 Prozent bei der Crédit Lyonnais und 1,6 Prozent beim Versicherungsriesen AXA in Frankreich.

Lieblingsmarkt der Spanier ist der kleine Nachbar auf der iberischen Halbinsel, Portugal. BSCH machte dort mitten im Sommerloch einen Vorstoß. 40 Prozent des Bankenimperiums von Antonio Champalimaud wollte BSCH-Vorstandsvorsitzender Botin aufkaufen. Die sozialistische Regierung in Lissabon untersagte dies. Ministerpräsident Antonio Guterres stand im Wahlkampf. Die Bedienung antispanischer Ressentiments versprach zusätzliche Wählerstimmen.

Jetzt hat Brüssel diese Entscheidung Portugals für null und nichtig erklärt. Das Veto von Guterres „verletzt EU-Recht“, heißt die Begründung. Der Run auf Portugal kann beginnen. Der Weg zum ersten großen Schritt in Richtung „der starken Latinobank“ – wie Wirtschaftsanalysten das Projekt getauft haben – ist zumindest für die BSCH frei. Reiner Wandler

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