piwik no script img

DaumenkinoDer ewige Knabe

■ In „Mickey Blue Eyes“ probt Hugh Grant den Image-Wandel. Liz mischt auch mit

Merkwürdig wie ein Gesicht, der Mensch „dahinter“ und seine Frau einen Film prägen können. Hugh Grant ist mit einer Visage gesegnet, die ihn auf jeder Putzfraueninsel immer noch zum Schwarm machen würde. Gleichzeitig ist er längst nicht so blöd, wie er grinst. Im SZ-Magazin der letzten Woche kann man es nachlesen. Der Kerl ist hochintelligent und hat vor allem eins (oder sind das jetzt zwei?): Humor und Selbstironie.

Dass er vielen erst sympathisch wurde, als er dabei erwischt wurde, wie ihm eine Prostituierte einen US-Auto-Blowjob gab, macht's für Hugh auch nicht gerade leichter. Seine Frau Elizabeth Hurley jedenfalls rächt sich auf angenehm difizile Art. Sie produziert Filme mit dem Gatten. Zwischendurch (ganz ohne Liz) durften wir Grant noch beobachten, wie er Julia Roberts' weißes Outfit mit frischem O-Saft deflorierte.

Nun in „Mickey Blue Eyes“ setzt man ganz auf Grants ehedem eher unfreiwilligen Lustischkeitsfaktor. Als Engländer Michael Felgate gerät er in die Tentakel der New Yorker Mafia. Die Komödie persifliert nicht nur Hughs Image, man verhackstückt auch gleich noch das Genre Mafiafilm. An der Seite der ziemlich grandios besetzten Mafiosi wie Fettsack und Knitterface Joseph Viterelli oder James Caan („Godfather“-I- und -II-erprobt) muss Kunstauktionator Felgate reichlich schwitzen und Geld abwaschen, bis er in die „Familie“ einheiraten kann, ohne Pate zu werden.

Ganz dick kommt's zum Beispiel, als er in Little Italy in „The La Trattoria“ (The La = Gag Nr. 1) reinstolpert, dem „Restaurant“ der „Eltern“ seiner Angebeteten Gina. „We are Family“ läuft als Musik, im Kühlraum ist jemand eingesperrt (die Tür macht Michael vor Überraschung wieder zu), trotzdem kapiert der unbedarfte Engländer natürlich noch lange nicht, wo er gerade isst.

Alles prima, nur hat man irgendwie das Gefühl, die gar nicht mal unwitzigen Gags kämen vom Fließband. Und für ein neues Grant-Image fehlt einfach die Bosheit. Da kann Michael noch so nett die machistische Mafiasprache lernen (Wörter wie beer ohne „r“ aussprechen) – Hugh bleibt Hugh.

Andreas Becker

„Mickey Blue Eyes“, Regie: Kelly Makin. USA 1999, 105 Min.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen