Polizei prügelt Presse

■ Schweizer Journalist wird in Prag bei Demo geschlagen und stundenlang verhört

Prag (taz) – Dass ein Presseausweis nicht vor den Schlagstöcken tschechischer Polizisten bewahrt, bekam ein Schweizer Journalist in der vergangenen Woche bei einer Anti-Skinhead-Demo in Prag zu spüren. Sein Körper tue ihm jetzt noch weh, „wie nach einem harten Fußballspiel“, sagt Heinz Moll, derzeit Prag-Korrespondent für verschiedene Zeitungen in Deutschland, der Schweiz, Israel und den USA. „Ich hatte fotografiert, wie Polizisten einen Kerl, der schon hilflos am Boden lag, verdroschen“, erzählt Moll. „Kaum hatte ich den Auslöser gedrückt, wurde ich von hinten gepackt, von mehreren Polizisten attackiert, immer wieder getreten und mit Stöcken geschlagen.“

Molls Presseausweis und seine Proteste, er sei als Journalist nur seiner Arbeit nachgegangen, wurden von den Gesetzeshütern nicht beachtet. Moll wurde erst einmal verhaftet. Acht Stunden musste der Journalist auf der Polizeiwache verbringen. Dort wurde er „unter Gewaltanwendung erneut durchsucht“, sagt Moll. Auch mussten er und andere Verhaftete sich einer „Penis-Inspektion“ unterziehen. „Das kann natürlich nur der Wahrheitsfindung dienen“, glaubt Moll, nicht etwa, „dass man uns ernierdrigen wollte“.

Nun wird ihm die „Teilnahme an einer verbotenen Demonstration“ vorgeworfen, schon gestern hätte er deshalb das Land verlassen müssen. Mittlerweile ist die Aufforderung zur Ausreise wieder aufgehoben und zwar solange, bis das Innenministerium den Fall untersucht hat.

Bei linken Demos langt die Prager Polizei gern richtig hin. Das erfuhr auch Lukas Rychetsky, der Sohn des tschechischen Vizepremiers Pavel Rychetsky, am eigenen Leib. Wie Moll wurde er bei der Demo von der Staatsgewalt verprügelt. Ulrike Braun