Ballermann de Soul

■ Seine brummende Laken-Heiligkeit Barry White und die Dance-Discounter Earth, Wind & Fire lassen es kuscheln

Soul als Oldie-Sause? Wer nicht glauben mag, dass so etwas geht, darf am Freitag seine Ohren getrost gen Alsterdorf ausrichten und Zeuge werden, wie feine Lendenschwüre zu Rämälängädingdong werden. Dann und dort nämlich reicht seine brummende Laken-Heiligkeit Barry White Mikro, Lust und Dancefloorappeal an die quiekenden Element-Funker von Earth, Wind & Fire weiter, dass es nur so kracht. Zwischentöne werden da ausgespart bleiben, soviel ist sicher. Das kommt daher, weil beide Acts sich aller Ähnlichkeiten zum Trotz sowohl im Ansatz als auch im Bewahrung der eigenen Gesichte stark voneinander unterscheiden.

Verglühte der mächtige White vor einigen Jahren noch die muffigen Stuhlreihen des CCH mit hitzigen Songs aus der Hüftgegend, deklassierten die reifen Männer um Sirene Philip Bailey unter der sengenden Stadtpark-Sonne im vergangenen Jahr bloß ihr eigenes Liedgut zu übler Stangenware aus dem Dance-Discount. Das war echt bitter. Vielleicht liegt es daran, dass Barry White niemals aufgehört hat, als menschlicher Kunstblock zu existieren.

White war immer da, auch wenn nur die wenigsten werden sagen können, wieviel Alben genau der letzte große Mann des alten Soul in den letzten, sagen wir mal, sieben Jahren nun veröffentlicht hat. Und ehrlich gesagt, ist das auch ganz egal, weil White trotz seines jung anmutenden Alters von 55 Jahren die Aura der Zeitlosigkeit schmückt. Gut, in den zehn Jahren von 1978 bis 1988 klangen seine Songs vergleichsweise fade – was auch daher kam, dass White nie ein Mann der elektronisch-verfremdeten Beats per Computer-Einzelgang war. Der gebürtige Texaner betrieb Soul von Anfang an als organisch-schlüpfrigen Mannschaftssport. Daher auch sein berühmtes Love Unlimited Orchestra, welches in guten Zeiten bis zu 40 Mann stark war, Ehefrau Glodean inklusive.

Earth, Wind & Fire traten auch immer zu mehreren auf und verlegten ihren Funk vom Schoß ins Universum. Dort gangelten alt-ägyptische Esoterik-Techtelmechtel mit aufwendig produzierten Bühnenspektakeln um die Gunst des guten Groove. Und was dabei herauskam, fehlt bis heute auf keiner Uni-Fete dieser Stadt: „Let's Groove“, „After The Love Has Gone“ oder „Boogie Wonderland“, jene ewig junge Falsett-Kooperation mit den drei Damen der Emotions, allesamt Tanzware, die selbst 1999 noch gecovert wird. Auch wenn das Ergebnis dabei mehr nach Bronski Beat klingt.

Barry White hingegen lässt sich nicht so einfach nachsingen. Da müsste schon verdammt viel Alkohol die Stimmbänder he-runterlaufen, um so einen Baß hinzubekommen. Der künstlerische Ort, an dem sich beide Größen treffen, ist der Klassiker. Und um den wird es in der Alsterdorfer Sporthalle einzig und allein gehen. Ballermann de Soul. Oliver Rohlf

Fr, 12. November, 20 Uhr, Sporthalle