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Glanz, Gloria und Fußschmerzen

■ Das Beste am Norden: der zehnte Hamburger Frauenball heute im Curio-Haus

Welche Schuhe zieh ich bloß an? Diese Frage brennt mir derzeit auf der Seele. Denn im Gegensatz zu den armen Schluckerinnen, die heute abend wieder kartenlos Einlaß begehren werden, bin ich stolze Besitzerin eines Eintrittsbillets für den zehnten Hamburger Frauenball. Doch welches Schuhwerk kann mich elegant in Szene setzen und gleichzeitig vor den trampeligen Tänzerinnen im Curio-Haus schützen, deren Absätze sich hundertfach in meinen Spann bohren?

„Du kannst nicht führen!“ stimme ich seit Jahren ein Klagelied an. Meine Freundin wird dann immer gleich politisch. Von wegen, es gehöre sich nicht für eine bekennende Feministin, eine Frau zu dominieren. Bestenfalls dürfe man sich abwechseln. Außerdem sei das so unspontan, wenn beim Walzer, Foxtrott oder Tango nur eine bestimmen dürfe, wann gedreht und gewendet wird.

Die anderen Paare scheinen das auch zu denken: Im Ball-Spektakel über vier Etagen wird gerempelt und gestoßen, getreten und getrampelt. Nicht nur Damenfüße sind da in Gefahr. Wegen der Weichteile oberhalb der Gürtellinie müßte frau eigentlich einen Brustpanzer tragen. Und das macht sich so schlecht zum kleinen Schwarzen.

Das einzige, was mich tröstet in der rauschenden Ballnacht, zu der die nördliche Weiblichkeit von Oldenburg bis Kiel herpilgert – sogar die gefürchteten Land-Frauen-WGs in Birkenstock und Patschuli – ist, daß es manchen noch schlechter geht. Weil sie vor der Tür naßkalte Füße haben. „Die 1800 Karten sind alle schon verkauft“, so Veranstalterin Karin Wilsdorf. taz-Kollegin B. hat zum Beispiel keine, dafür aber Jungredakteurin H. sowohl Karte als auch große Füße.

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