Chronik der Derbies

Von insgesamt 121 innerstädtischen Duellen entschied der HSV 82 für sich, der FC St. Pauli nur 23. In den bisherigen acht Bundesliga-Derbies konnte der HSV viermal gewinnen, dreimal spielte man unentschieden und einmal siegte der FC.

Dieser bislang einzige Erfolg gelang gleich im ersten Aufeinandertreffen in der Saison 1977/78. Der HSV trat als frischgebackener Europacup-Sieger ziemlich arrogant auf und kassierte eine 0:2-Niederlage. Im Rückspiel hatten sich die sportlichen Verhältnisse wieder normalisiert: Der HSV gewann 3:2. St. Pauli stieg ab.

Das nächste offizielle Match fand in der Saison 1987/88 im DFB-Pokal statt. Zweitligist St. Pauli hatte keine Chance gegen den HSV und verlor glatt mit 0:6.

Nach St. Paulis erneutem Aufstieg wurde 1988 eine Einnahmeteilung für beide Spiele vereinbart. Der HSV hatte eine echte Konkurrenz bekommen: Nach dem Ausgleichstreffer für St. Pauli durch Jan Kocian zum 1:1-Endstand jubelte die Mehrzahl der Zuschauer. Im zweiten Match unterlag St. Pauli mit 1:2. Damals gab es auch die ersten größeren Ausschreitungen zwischen rivalisierenden Fangruppen.

In der Saison 1989/90 wurde zweimal 0:0 gespielt. Die Schlagzeilen gehörten anderen: Nach dem Schlußpfiff des Hinspiels versuchten etwa 200 HSV-Hooligans die Ostkurve des Volksparkstadions zu stürmen, nachts ging auf dem Kiez und dem Rathausmarkt die Randale weiter. Im Rückspiel sorgte die Polizei dafür, daß die Fangruppen beim Hin- und Rückweg getrennt blieben. Dennoch gab es beim aprés match wieder Schlägereien mit 40 Festnahmen und einigen Verletzten.

Für die Saison 1990/91 wurde keine Einnahmeteilung mehr vereinbart. Das Hinspiel gewann der HSV mit 2:0. Während der HSV in höhere Tabellenregionen vorstieß, ging St. Paulis Weg nach unten. Vor dem Rückspiel gab es zum ersten Mal eine Veranstaltung mit Vertretern beider Vereine. Für die Pauli-Fans wurden ein Busverkehr zwischen Heiligengeistfeld und Ostkurve des Volksparkstadions eingerichtet und Sonderzüge bereitgestellt. Auf dem Rasen wurde der FC regelrecht vorgeführt und mit 5:0 aus dem Stadion gefegt. Ein schlechtes Omen: Am Ende hatte sich Pauli aus der ersten Liga relegiert.

Die letzte Begegnung beider Clubs gab es 1992 beim Freundschaftsspiel im Wilhelm-Koch-Stadion, wo HSV- Hooligans derart randalierten, daß der FC St. Pauli beschloß, nie wieder am Millerntor gegen den HSV zu spielen. Erol Caner