Führungsclique mit Heiland vorne weg

■ Montag abend soll Uwe Seeler offiziell zum neuen HSV-Präsidenten gewählt werden. Harry Bähre muß sich gedulden. Auch der geplante Aufsichtsrat kommt erst im Frühjahr

Nach dem Derby geht es beim HSV erst richtig los. Kommenden Montag findet die Jahreshauptversammlung statt, auf der das neue Präsidium – Uwe Seeler an der Spitze mit Volker Lange (Vize-Präsident) und Jürgen Engel (Schatzmeister) – gewählt werden soll. Der vierte Kandidat für Uwes inneren Führungszirkel, der ehemalige HSV-Profi Harry Bähre, muß sich noch etwas gedulden: Die derzeit gültige HSV-Satzung sieht nur drei Präsidiumsmitglieder vor.

Kurz nach der Inthronisierung des neuen Präsidiums wird ein Beirat eingerichtet, der die Funktion des späteren Aufsichtsrats hat, beim HSV aber momentan satzungsmäßig nicht vorgesehen ist. Die bisherigen Kandidaten für den Beirat, aus dem sich nach der Satzungsänderung auch der Aufsichtsrat zusammensetzen soll, sind: Udo Bandow (Vereins- und Westbank) als Vorsitzender, sowie Werner Hackmann (ehemaliger Innensenator) und Jürgen Werner (ehemaliger HSV-Spieler und DFB-Funktionär) als Stellvertreter.

Die weiteren Kandidaten sind bekannte bis prominente Hamburger Geschäftsleute, wie Martin Willich (Studio Hamburg), der ehemalige HSV-Präsident und Verleger Ernst Naumann oder der Kaffee-Großröster Albert Darboven, die für Seriosität und solides Hamburgisches Geschäftsgebahren einstehen sollen.

Die neue Führungsclique muß also die Satzung des HSV ändern, um das geplante Aufsichtsgremium installieren zu können. Doch weil das nicht so leicht und auch nicht so schnell vonstatten geht, muß eine außerordentliche Mitgliederversammlung im Frühjahr 1996 über eine Satzungsänderung im Sinne Uwe Seelers befinden.

Die neue Satzung soll folgende wesentliche Veränderung beinhalten: Das vierköpfige Präsidium, dann Vorstand genannt, wird von einem Aufsichtsrat, der neun bis zwölf Mitglieder umfaßt, gewählt und kontrolliert. Damit hat die Mitgliederversammlung, als höchstes Vereinsgremium, nicht mehr über die Zusammensetzung des Präsidiums zu entscheiden. Zunächst hatte man beabsichtigt, den Aufsichtsrat en bloc durchzuboxen. „Das wäre undemokratisch gewesen“, räumt inzwischen auch Volker Lange ein, nachdem der ehemalige HSV-Präses Wolfgang Klein auf Nachbesserung gedrängt hatte: Der ursprüngliche Entwurf sei „Schrott“ gewesen.

So muß nun jeder Kandidat einzeln gewählt werden, was natürlich ein gewisses Risiko in sich birgt: Sollte der eine oder andere nicht bei den Mitgliedern ankommen, könnte er durchfallen. Demokratie ist halt voller Tücken. Erol Caner