Das Portrait
: Verfolgter Reformer

■ Abdollah Nuri-Hossainabadi

Während der Schahzeit hatte der 1949 in Isfahan geborene Abdollah Nuri-Hossainabadi sein politisches Engagement begonnen, und bis heute kämpft er unermüdlich. Nuri war Gefolgsmann Chomeinis, Abgeordneter in der zweiten Sitzungsperiode des Parlaments (Madschlis), seit 1989 gehörte er auch dem geistlichen „Rat für Bewertung der Angelegenheiten des Systems“ an. Vor der Revolution hatte er die von Ayatollah Montazeri gegründete Gruppe namens „Allahu Akbar“ unterstützt, Verbindungen zu diesem prominenten Dissidenten werden ihm bis heute vorgeworfen.

Nach der Wahl von Mohammed Chatami zum Staatspräsidenten wurde Nuri erneut Innenminister, er hatte das Amt bereits unter Staatspräsident Rafsandschani von 1989 bis 1993 inne. Als Chatamis Stellvertreter und Berater wurde er von den Hardlinern im Parlament seitdem immer wieder zum Prügelknaben gemacht und letztes Jahri schließlich aus dem Kabinett gedrängt. Man warf ihm die Zusammenarbeit mit liberalen Kräften vor. Chatami reagierte, indem er Nuri auf den neuen Posten eines Stellvertretenden Präsidenten für Entwicklung und Soziales berief.

Zu diesem Zeitpunkt bekleidete Nuri, nach einem glänzenden Erfolg bei den Kommunalwahlen, schon drei Monate lang den Vorsitz im Stadtrat von Teheran, ein Amt das er aufgeben musste, denn das Parlament hatte im Schnellverfahren die Trennung von Amt und Mandat beschlossen. Ab dem 30. Oktober 1999 wurde Nuri, der seit zwei Jahren auch die reformorientierte Tageszeitung Chordad herausgibt, vor einem geistlichen Sondergericht in Teheran der Prozess gemacht. Gemeinsamer Nenner der zahlreichen Anklagepunkte: Nuri verleumde die Islamische Republik. Nuri machte in seiner Verteidigungsrede das Verfahren zum Tribunal gegen die Verfolgung der Intellektuellen. Er sprach von einer Verschwörung der Justiz, die die Mörder von Schriftstellern und Politikern nicht bestrafen wolle, u. a. den ehemaligen Geheimdienstchef Ali Fallahian. Nachdem die Geschworenen ihn nun schuldig gesprochen haben, erwartet man, dass nach der Urteilsverkündung seine Zeitung verboten wird. Was mit seiner Kandidatur bei den Parlamentswahlen im nächsten Jahr geschieht, ist offen. Klar ist jedoch, dass Nuri einige Stunden vor dem vorläufigem Schuldspruch des Gerichtes von den „Vereinigten Geistlichen Kämpfern“ (Majme-e Rohaniune Mobarez) als Spitzenkandidat aufgestellt wurde.

Kambiz Behbahani