Letzte Chance für Mannesmänner gegen Vodafone

■ Briten-Mobilfunker wollen 200-Milliarden-Mark-Angebot noch einmal erhöhen

Berlin/London (taz/dpa) – Das Management von Mannesmann hat von seinen britischen Käufern in spe noch eine Gnadenfrist bekommen. Gestern kündigte Vodafone-Chef Chris Gent ein zweites, höheres Angebot an. Wenn die Mannesmann-Vorstände das wieder ablehnen, wird Vodafone trotzdem versuchen, die Mehrheit der Aktien zu kaufen und die Mannesmann-Chefs hinauszuwerfen.

Vodafone ist mit über 30 Millionen Kunden in 23 Ländern der größte Mobilfunkkonzern der Welt. Ihm gehört auch das US-Unternehmen Airtouch sowie Beteiligungen auf verschiedenen Kontinenten. Am Sonntag besuchte Gent persönlich die Mannesmänner in Düsseldorf und legte ein Angebot zum Aktientausch im Wert von etwa 200 Milliarden Mark für den deutschen Telekom-, Stahl- und Anlagenbauer auf den Tisch. Doch Mannesmann-Vorstand Klaus Esser lehnte rundweg ab.

Wie hoch Vodafone bieten wird, ist noch nicht bekannt. Vergleicht man das Verhältnis zwischen Gewinn und Aktienkurs sowie die Zahl der Kunden bei beiden Konzernen, so halten Branchenexperten 240 Euro pro Mannesmann-Aktie noch für vernünftig – was einem Gesamtpreis von etwa 240 Milliarden Mark entspräche.

Beide Konzerne werden in den nächsten Tagen viel von ihrer jeweils besseren Strategie erzählen und dass die Aktionäre ihnen trauen sollten und nicht dem Gegner. Die ausländischen Fonds unter den Mannesmann-Eignern werden ab einem bestimmten Preis einer Fusion aber zustimmen, weil auch Vodafone-Airtouch als hervorragend geführte Firma gilt.

Dass Mannesmann von profitbewussten Managern erobert wird, zeigte sich gestern bei der Präsentation der Geschäftszahlen von Vodafone für das erste Halbjahr 1999: Gewinn vor Steuern hoch um 113 Prozent auf 2,6 Milliarden Mark, Umsatz um 36 Prozent hoch auf über 17 Milliarden Mark und die Zahl der Kunden stieg um 59 Prozent auf fast 31,5 Millionen – zusammen mit Mannesmann wären es dann etwa 42 Millionen.

Vodafone will Mannesmann haben, weil die beiden gut zusammenpassen. Mannesmann ist auf dem europäischen Festland gut im Geschäft, vor allem in Deutschland und Italien – genau dort, wo Vodafone noch Defizite bei sich sieht. Vodafone-Chef Gent sprach denn auch gestern von Synergieeffekten von über drei Milliarden Mark bis zum Jahr 2004. Entlassungen hält Chris Gent für unnötig. Er machte gestern aber keinen Hehl daraus, dass er eigentlich nur Interesse am Handy-Geschäft der Düsseldorfer hat. Den Rest will er sofort verkaufen. rem