Der aus dem Inneren fürs Äußere ...“

■ Als Reklame für sein neues Boulevardblatt hat ein tschechischer Verleger in den TV-Nachrichten eine fette Falschmeldung platziert

Prag (taz) – Eine fette Ente hatte sich letzten Sonntag beim tschechischen TV-Sender Nova eingenistet – doch der Grund dafür liegt erst heute an den tschechischen Kiosken. Nova ließ die Ente nämlich prompt in seine Abendnachrichten fliegen: Ein tschechischer Minister liege angeschossen in einem Prager Krankenhaus, der Premierminister persönlich wolle sich live an die Nation richten.

Kaum losgelassen, flog die Ente auf. Premysl Svora, ein ehemaliger Nova-Reporter und inzwischen Enfant terrible des tschechischen Boulevards, hatte seinen Ex-Kollegen einen Streich gespielt, um damit sein neues Klatsch- und Tratschblatt Pres zu propagieren, das heute erstmals erscheint.

Er hätte ja nicht geglaubt, dass Nova auf seinen Streich hereinfliegt, meinte Svora. Schließlich hatte eine Bekannte Svoras kurz vor den Abendnews bei Nova angerufen und als Krankenschwester posiert. Ein Minister sei gerade angeschossen eingeliefert worden, „der aus dem Inneren, der für das Äußere zuständig ist.“ Kurz darauf gaben Svora und Kumpanen, ebenfalls telefonisch, noch eins drauf: Premierminister Milos Zeman bitte um Sendezeit, da er der Nation etwas Wichtiges mitteilen müsse. Als er dann in den Nachrichten gesehen habe, wie der Sender seinen Fake präsentiert, habe er „gemischte Gefühle“ gehabt, meinte Svora – und empfindet die zwei Strafanzeigen, die Nova gestellt hat, als „tolle Reklame für meine Zeitschrift“.

Svora weiß, wie gut sich rechtliche Streitigkeiten auf die Auflagenzahlen auswirken. Seit er vor einem Jahr in seinem Buch „Sieben Wochen, die die Burg erschütterten“ das Gerücht in die Welt setzte, Havels zweite Frau Dasa hätte ein allzu freundliches Verhältnis mit ihrem Privatsekretär, genießt er bei seinem Bankmanager die Beliebtheit, die ihm bei der tschechischen politischen und gesellschaftlichen Elite fehlen dürfte. Das Präsidentenpaar klagte, das Buch wurde zum Bestseller.

Mit der Pres folgt Svora nun einem neuentdeckten Trend in der tschechischen Medienlandschaft. Nachdem dumpfe Hausfrauenblättchen à la Frau im Spiegel schon länger über europäische Adlige und US-Stars berichten, will Pres, wie auch sein Konkurrenzblatt Spy, sich eher um heimischen Tratsch kümmern. Potentielles Hauptopfer solcher Druckerzeugnisse ist Karel Gott. Der Schlageropa, in seiner Heimat noch immer ein Idol, ist Opfer der Erzählfreude seiner unzähligen Ex-Geliebten geworden. Die amourösen Vorlieben des 60-Jährigen (Gerne beim Schnitzelklopfen) wurden in einem gerade erschienenen Kiss-and-Tell-Roman ausgeschlachtet.

Ulrike Braun