■ Hillary Clinton macht Politik – demnächst als Senatskandidatin
: First Lady für New York

Jetzt ist es offiziell: Hillary Clinton, von Beruf First Lady, wird Anfang Januar erklären – und zwar diesmal verbindlich –, dass sie sich um das Amt des scheidenden New Yorker Senators Daniel Patrick Moynihan bewerben wird. Hillary Clinton will Politik machen, will in der Politik bleiben. Böse Zungen sagen, das sei schon der Grund gewesen, warum sie überhaupt Bill Clinton an die Macht gebracht hat. Die Position der First Lady in Washington jedoch ist nicht die einflussreichste in Amerika und zudem auf maximal acht Jahre begrenzt. Nun also New York, New York. Doch allein die offizielle Ankündigung ihrer Kandidatur ist sowohl Medienspektakel – jede ihrer Äußerungen oder Halbankündigungen machte Schlagzeilen – als auch Balanceakt zwischen ihren Aufgaben als First Lady und den Anforderungen an sie als Kandidatin.

Die Wahl, um die es bei alledem geht, findet übrigens erst im November 2000 statt. Was aber will und wofür steht Hillary Clinton? In dem gerade zur rechten Zeit erschienenen Buch über „Hillarys Story“ glaubt Barbara Oleson, dass Hillary sich zum Fürsprecher der Kinder macht, so wie ehemals die Linke sich der Rassenfrage oder der Armen oder der schlecht bezahlten Arbeiter oder überhaupt all jener Minderheiten bediente, die heute wenig populär in Amerikas Politik sind: „Wer kann schon etwas dagegen haben, wenn man etwas für Kinder tun will?“, fragt sie. Das ist natürlich gehässig gemeint und trifft doch den Kern dessen, was Hillary Clintons Ethos ausmacht. Sie ist politisch groß geworden zu einer Zeit und in Kreisen, da Politik als Instrument galt, das Leben derer zu verbessern, die am wenigstens zu sagen, die weder im politischen Prozess eine Rolle spielten noch etwas vom gesellschaftlichen Reichtum hatten.

Aus dieser linken Tradition der 60er-Jahre heraus hat sie sich auch als First Lady engagiert, so etwa für eine Krankenversicherung, wie sie heute jedes hoch entwickelte Land außer den USA hat. Daran ist sie leider gescheitert, was einen Schatten auf ihre Fähigkeit wirft, ihre Ideen umzusetzen. Jetzt spricht sie, wo sie hinkommt, von Kindern, die für sie stellvertretend für die Schwächsten in der Gesellschaft stehen. Ihre Klientel besteht jedoch nicht in erster Linie aus diesen Schwachen selbst, sondern aus jenen, die auf dem Höhepunkt von Amerikas Reichtum fühlen, dass da noch mehr sein muss, als Geld zu machen und in einem heiß laufenden Wirtschaftsboom mitzurennen. Peter Tautfest