Merkwürdiges aus dem Osten

■ Die Vorschau: Màsfél wollen am Freitag mit einem tanzbaren House-Rock-Ost-Mix wohltuende Irritationen erzeugen

Auf den Flyern, die für das Konzert mit der Band Màsfél am Freitag werben, fallen vor allem zwei Dinge auf. Erstens die Not, auf einen Begriff für das Schaffen der Band zu kommen. Und zweitens soll sie aus Bukarest kommen, obwohl sie aus Ungarn stammt. Màsfél kommen in Wirklichkeit aus Budapest, aber der Osten ist eben immer noch weitgehend Terra incognita. Da können Wessis die Hauptstädte schon mal durcheinander kriegen. Und die Musik tut dann eben ein Übriges zur Verwirrung.

The Ex und Tom Cora werden da auf der einen, Acidjazz auf der anderen Seite des Spektrums herangezogen. Und andernorts wurden Màsfél bereits mit „Kong“ aus den Niederlanden verglichen, die schon vor zehn Jahren ziemlich allein bearbeiteten, was mittlerweile eine gut besuchte Baustelle ist. Nämlich Rock, also Metal, Hardcore etc., und Techno, also Elektronik, Dance, Trance und was es noch alles gibt, im trauten Verein zu denken.

Dabei verhaken sich diese Referenzpunkte wohl deswegen so wildwuchernd in den unmöglichsten Ecken, weil hier etwas durchaus eigenes entsteht. Da lässt nun mal jedes Cello an die wenigen anderen Celli denken, die uns in Rockbands begegnet sind, selbst wenn Tom Cora, der offensichtlich zwar auch ein Ohr für Folklore hatte, wesentlich freier mit dem Vorgefundenen umging als Eszter Salamon von Màsfél dies tut.

Und kommt eine Gruppe auf den Gedanken, das Publikum von vier auf die Ecken des Raumes verteilten Bühnen zu beschallen, ist der Gedanke an die wenigen Anderen, die so tun, vor allem eben jene Kong, mehr als naheliegend.

Màsfél jedenfalls sind zwar all das ein wenig, aber auch noch mehr. Einer klassischen Rockbesetzung gesellen sich besagtes Cello und ein Saxophon zu. Und wenn sich das Quintett aus Budapest nicht in den Korsetts des klassischen Songs beschränkt, so ist doch der Drive weniger der von House, als der von Rock. Dass sie dabei hörbar in anderen Traditionen stehen als MusikerInnen aus dem Westen, steigert den Reiz ihrer Darbietungen noch.

Los Torpedos aus Walle sind dann schon eher das Produkt einer bundesrepublikanischen Musiksozialisation. Mit der Energie des Punk rocken sie eher geradeaus, wie es sich für eine Band ihres Namens wohl auch geziemt.

Andreas Schnell

Màsfél und Los Torpedos spielen am Freitag ab 21 Uhr im Wehrschloss