Terror: Sie wollten ihn töten

■ Irans Geheimdienst rettet den Präsidenten vor einem schrecklichen Mordkomplott

Berlin/Teheran (taz/dpa) – Der iranische Geheimdienst will ein Mordkomplott gegen Staatspräsident Mohammed Chatami vereitelt haben. Alle 34 Mitglieder einer im In- und Ausland operierenden Terrorgruppe seien am Donnerstag festgenommen worden, heißt es in einem über die staatliche Nachrichtenagentur Irna verbreiteten Geheimdienstkommuniqué. Die Gruppe habe auch Anschläge auf den früheren Präsidenten Haschemi Rafsandschani und den früheren Oberrichter Mahammed Jazdie geplant gehabt. 20 der Verhafteten seien aber nach dem Verhör gegen Kaution freigelassen worden.

Laut Geheimdienst sei die Gruppe Mahdawijat – die „Anhänger des Mahdi“, des zwölften Iman – für das Komplott verantwortlich. Die Gruppe hat sich im vergangenen Jahr mit Presseerklärungen als Hüterin eines „reinen mohammadanischen Islam“ zu Wort gemeldet. Mahdawijat glaubt daran, die Wiederkehr des islamischen Messias Mahdi zu beschleunigen, an dessen Wiedererscheinen am Ende der Zeiten alle Schiiten glauben. Mahdawijat soll angeblich auch für einen Anschlag auf den als Hardliner geltenden Richter Ali Rasini im Januar verantwortlich sein. Das wird aber zum Beispiel von der angesehenen liberalen und inzwischen verbotenen Zeitung Salam bezweifelt.

Der Geheimdienst nannte keine Namen oder Funktionen der Verhafteten und sagte auch nichts übere deren Motive. Lediglich von den geplanten Mordanschlägen ist die Rede. Die Gruppe habe auch größere Mengen Waffen und Munition gestohlen, Waffendepots angelegt und Bomben für Anschläge auf prominente Persönlichkeiten gebastelt, hieß es.

Beobachter weisen darauf hin, dass sich in diesen Tagen die Mordanschläge gegen mehr als 80 Intellektuelle zum ersten Mal jähren und immer noch nicht aufgeklärt sind. Nach Ansicht liberaler Kreise haben die Konservativen vor den Parlamentswahlen im Februar keine Interesse an der Aufklärung der Verbrechen. Dass auch ein ausgewiesener Hardliner zu den Zielen von Mahdawijat gehören soll wird als mögliches Ablenkungsmanöver und als Versuch gewertet der Öffentlichkeit zu signalisieren, dass nicht nur Liberale bedroht sind, sondern alle Iraner.

Bei einem Anschlag der oppositionellen Volksmudschaheddin sind am Donnerstag vier Menschen getötet und acht verletzt worden, berichtete die Nachrichtenagentur Irna. In Ahvaz, der Hauptstadt der südwest- iranischen Provinz Khusistan, habe eine Bombe vor der Universität zwei Menschen getötet und acht verletzt worden. Bei der Verfolgung durch Sicherheitskräfte seien dann zwei Angehörige der Volksmudschaheddin erschossen worden. Das Büro der Volksmudschaheddin in Köln bestätigte den Angriff ihrer Kräfte.

Kambiz Behbahani