Bombe in der Strandbar: Rote Weihnacht am Kap?

■ Rohrbombenanschlag in Südafrika könnte Auftakt für Milleniumsterrorwelle sein

Johannesburg (taz) – Nach einem Bombenanschlag in Kapstadt, bei dem fast 50 Menschen verletzt wurden, wächst in Südafrika die Befürchtung, dass dies der Anfang einer Anschlagsserie über die Weihnachtszeit sein könnte. Politiker und Tourismusexperten verurteilten den Anschlag vom Sonntagnachmittag einhellig als „feige Tat“, die dem Tourismus in Kapstadt schweren Schaden zufüge. Kapstadt ist eines der weltweit beliebtesten Ziele zu den Feiern des Jahres 2000, und in Südafrika beginnen in der kommenden Woche auch die Sommerferien.

Die selbst gebastelte Rohrbombe war am Sonntagnachmittag in einer vollbesetzten Pizzeria in Camps Bay, einem der schönsten Strände von Kapstadt, unter einem Tisch explodiert. Die meisten Verletzten konnten gestern das Krankenhaus wieder verlassen, einem kleinen Mädchen musste jedoch der Fuß, einer jungen Frau das Bein amputiert werden.

Die Polizei vermutet, dass der Sprengsatz durch ein Handy aus der Entfernung gezündet wurde. Von den Tätern fehlt bislang jede konkrete Spur, doch lässt die Bauweise den Rückschluss zu, dass die muslimische Bürgerwehr Pagad (People against Gangsterism and Drugs) hinter dem Anschlag steckt. Ein Sprecher der Gruppe dementierte zwar. In Polizeikreisen hält man es aber für möglich, dass Rache für ein Gerichtsurteil gegen ein prominentes Pagad-Mitglied in der vergangenen Woche genommen werden sollte.

Die Bürgerwehr hatte vor mehr als drei Jahren erstmals für Schlagzeilen gesorgt, als sie den stadtbekannten Drogendealer Rashaad Staggie vor laufenden Fernsehkameras verbrannt hatte. Pagad wird verdächtigt, hinter einer ganzen Reihen von Anschlägen in Kapstadt in den vergangenen Jahren zu stecken. Bei der bislang schlimmsten Explosion kamen im August 1998 im Restaurant Planet Hollywood in der Tourismusmeile am Hafen zwei Menschen ums Leben. Vor zwei Wochen wurden bei einer weiteren Explosion in einer Schwulenbar sechs Menschen verletzt. Von den Tätern fehlt in beiden Fällen bislang jeder Spur.

Kordula Doerfler