„Ich bin skeptisch“

■ Ein britischer Alt-Aktivist erzählt

Was kann man gegen die französischen Tests unternehmen? Vielleicht nichts, was die Serie von acht Versuchen ab September wirklich verhindern wird. Aber viel, um die öffentliche Meinung gegen diese Dummheit zu mobilisieren und anzufangen, die zerfallene Anti-Atom-Bewegung der achtziger Jahre wieder aufzubauen.

Die Entscheidung der französischen Regierung ist nicht nur unmoralisch, sondern auch völlig irrational. Frankreichs atomare Ambitionen – wie die Großbritanniens – hatten nie viel mit dem Schutz der eigenen oder der europäischen Sicherheit zu tun. Sie reflektierten einerseits die britisch-französische Rivalität und andererseits die gemeinsame britisch-französische Illusion eines Großmachtstatus. Heute ist dies durchsichtig geworden.

Während der Periode des Kalten Krieges gab es einen plausiblen Gegner in Form der atomar bewaffneten Sowjetunion, der abgeschreckt werden sollte. Jetzt gibt es keine Sowjetunion und keine unmittelbare Gefahr eines Atomkrieges mehr.

Statt dessen gibt es die echte Möglichkeit, eine nichtatomare Welt aufzubauen und zu überwachen, die von den unverantwortlichen Atommächten verschenkt wird. Denn die französische Regierung ist nicht der einzige Bösewicht, und wenn Proteste organisiert werden, ist es wichtig, nachdrücklich darauf hinzuweisen.

Eine breite Kampagne in Europa gegen die französischen Tests ist nicht wahrscheinlich, obwohl die Brutalität der Angriffe auf die Greenpeace-Demonstranten Unmut hervorgerufen hat und in den kommenden Monaten mehr Leute auf die Straßen bringen könnte.

In Großbritannien organisiert die Kampagne für atomare Abrüstung die Blockade der Telefone und Faxe des französischen Botschafters an diesem Freitag, dem Tag des Sturms auf die Bastille, und veranstaltet am Sonntag eine Protestkundgebung auf dem Trafalgar Square in London. Sie ruft auch zu einem Boykott französischer Weine auf. Da bin ich allerdings skeptisch. Angesichts der begrenzten Zahl derer, die die Anti-Atom-Kampagne aktiv unterstützen, muß man schon ziemlich viel australischen Chardonnay intus haben, um zu denken, irgend jemand würde einen solchen Boykott bemerken.

Und wenn er erfolgreich wäre, würde er hauptsächlich Leute treffen, die wir als Verbündete brauchen und nicht vor den Kopf stoßen sollten. Breite Boykottkampagnen machen in der Regel Sinn und haben Aussicht auf Erfolg, wenn sie, wie in Südafrika, von Oppositionsgruppen im Lande selbst initiiert werden.

Michael Randle, Koordinator des Nonviolent Action Research Project in Bradford, England. 1959-1960 nahm er an den Protesten gegen die französischen Atomversuche in der Sahara teil.