Militärhafen lahm gelegt

■ Spaniens Werftarbeiter streiken mit ihren EU-Kollegen für den Erhalt der Subventionen und gegen die asiatische Konkurrenz

Madrid (taz) – Spaniens Werftarbeiter fühlen sich als die Verlierer und als die Elite Europas zugleich. Seit die EU-Kommission Ende Oktober die staatlichen Subventionen für die Werftindustrie für wettbewerbswidrig erklärt hat und deren Rückzahlung fordert, gehen die Metaller aus dem Schiffsbau im südspanischen Sevilla und Cadiz und im Norden in Gijón auf die Barrikaden.

Autobahnblockaden, die Besetzung eines Büros der regierenden konservativen Partido Popular (PP) und zuletzt die Zerstörung des Hebemechanismus der Brücke von Cadiz und damit die Schließung der Bucht mit ihrem Militärhafen auf unbestimmte Zeit – die Arbeiter sind wild entschlossen, ihre Arbeitsplätze zu verteidigen. Die staatliche Werftholding Astilleros Españoles S.A. (ASEA), die überall entlang der Küste ihre Fabriken unterhält, soll insgesamt 18 Milliarden Peseten – 210 Millionen Mark – zurückerstatten. Doch ohne staatliche Zuschüsse sind die spanischen Werften kaum überlebensfähig. Die Berichte der AESA-Geschäftsführung sprechen eindeutige Worte. 140 Millionen Mark Verluste fuhr der Konzern dieses Jahr ein.

Spanien war einst das dritte Land weltweit im Schiffsbau. Damals boten die Werften 25.000 Menschen Arbeit. Heute, nach zwei Jahrzehnten permanenter Umstrukturierung, sind es gerade noch 10.000.

Nicht nur in Spanien, in ganz Europa brodelt es bei den insgesamt 220.000 Werftarbeitern. An mehreren Aktionstagen rief sie der Europäische Metallarbeiterverband auf die Straße. Sie beklagen sich über die Politik Brüssels und über die gleichzeitige Wettbewerbsverzerrung durch Japan, USA und Südkorea, die keine Skrupel kennen, wenn es um staatliche Hilfe geht. Südkorea soll dabei – laut EU-Kommission – Gelder der Weltbank und des Internationalen Währungsfonds benutzen. Paradoxerweise trägt zu diesen Geldern auch die EU ihren Teil bei. Solange das nicht aufhöre, müsse auch die EU weiter subventionieren, fordert der Europäische Metallarbeiterverband in Übereinstimmung mit den Unternehmern.

Die Hoffnung nicht nur der Spanier richtet sich auf das Treffen der europäischen Wirtschaftsminister am 9. Dezember in Helsinki. Die Proteste, die bis dahin weitergehen werden, sollen diese umstimmen und den Geldhahn wieder öffnen. Reiner Wandler