■ Letzte Mahnung an: Varta
: Brauchen wir Varta?

Die deutsche Industrie hat Angst um ihren Ruf im Ausland. Die Sorge der Firmen: Wegen des Streits um die Entschädigung von Zwangsarbeitern könnten die Verbraucher ihre Produkte boykottieren. Nehmen wir Varta-Batterien. Im Zweiten Weltkrieg stellte die Tochter der Accumulatorenfabrik AG (AFA) für die Kriegsmarine in Hannover U-Boot- und Torpedobatterien her, für das Heer fertigte sie in Hagen Fahrzeugbatterien. Als die Nazis den U-Boot-Bau forcierten, waren bei der AFA rund 1.500 KZ-Häftlinge aus dem KZ Neuengamme und 3.700 Zwangsarbeiter im Einsatz – vor allem Serben und Polen. Nach Kriegsende stellte die Unternehmensleitung den Einsatz der KZ-Häftlinge so dar, als sei er über die Köpfe der verantwortlichen Direktoren hinweg erfolgt. Obwohl vertragliche Absprachen mit der SS überliefert sind, lehnte Varta stets jede Verantwortung für das KZ auf dem Werksgelände ab.

„Wir wollen auf jeden Fall einen Beitrag zum Fonds leisten, aber wir wollen sicher sein, dass uns nicht weitere Einzelklagen erreichen“, sagte Unternehmenssprecher Sven Kremser. Vor dem Landgericht Hannover klagt derzeit ein ehemaliger Zwangsarbeiter gegen Varta. Ehe die Frage der Rechtssicherheit nicht gelöst ist, will der Konzern keine Zusagen machen. Überhaupt: „Man muss unseren Beitrag immer in Relation zur Firmengröße sehen.“ Der Konzern machte 1998 einen Umsatz von 2,1 Milliarden Mark (wird fortgesetzt).

Nicole Maschler