Schenken einmal anders

■ Sie wollen andere beschenken? Und das nicht nur zu Weihnachten? Dann kommen Sie zur Viertel-Tombola, gedacht als Spendenaktion für die Erdbebenopfer in der Türkei

Freundliche Menschen mit Loseimern in der Hand fordern im Viertel an den Adventswochenenden jetzt zu einer alternativen Form des Schenkens auf: Sie werben per Los für die Teilnahme an einer Tombola, die den Menschen im vom Erdbeben betroffenen Gebiet der Türkei helfen soll. Die Initiative „Das Viertel hilft“ lässt nämlich weiter nicht locker: Bis zum Jahresende will der Viertel-Zusammenschluss 50.000 Mark zusammenbekommen, um Hilfsprojekte in der Türkei zu unterstützen.

Mehrere hundert Gewinne hat die Initiative deshalb in den vergangenen Wochen für die Viertel-Tombola zusammengetrommelt: Allein 300 Gewinne kamen durch das Engagement von Schülern der Gesamtschule Mitte zusammen: Sie aquirierten bei Freunden, Bekannten, Verwandten und Geschäften Gewinn-Artikel vom Lutscher über T-Shirts bis zum Fotoapparat. Und Schüler aus der Kornstraße brachten für die Wochenenden eine ganz besondere Gewinnform ein: Sie wollen Dienstleistungs-Gutscheine spendieren. Wer ein Gewinnlos zieht, bekommt dann zum Beispiel sein Altglas weggetragen, den Hund ausgeführt oder die Garage entrümpelt.

„Ein wundervolles Engagement“, schwärmt deshalb Initiaven-Sprecher und Viertel-Ortsamtsleiter Robert Bücking über die vielen Ideen und Helfershelfer – wie zum Beispiel über den bereits von der Schule an der Lessingstraße veranstaltete Basar oder über das Benefiz-Essen in der Friedenskirche oder die Benefiz-Aufführungen der Zauberflöte durch das Bremer Theater, bei denen die Schauspieler einfach auf ihre Gagen verzichtet haben. Jetzt klinken sich auch noch die Viertel-Kaufleute mit ein – und spendieren Einkaufsgutscheine für die geplante Tombola.

Im Schneeregen im vorweihnachtlichen Einkaufsgetümmel werden die Losverkäufer nun zum ersten Mal am heutigen Samstag stehen – und setzen dabei auf viel „Zuspruch und Schulterklopfen“, sagt Ortsamtsleiter Robert Bücking. Doch die kühle Aktion sei „nichts gegen die katastrophalen Zustände in der Türkei.“ Denn dort sei nach dem neuerlichen Erdbeben von Mitte November immer noch keine Ruhe eingekehrt.

Im Gegenteil: „Die Menschen wollen einfach nicht mehr in ihre Häuser zurück“, erzählt Bücking nach neuesten Berichten der Viertel-Partnerorganisation aus der Türkei. „Deshalb haben sich unsere Partner in Bremen gemeldet und mitgeteilt, dass unsere Hilfsmaßnahmen noch einmal verändert werden müssen.“ Rund 10.000 Mark wollen die Bremer deshalb jetzt ganz kurzfristig in die Türkei transferieren – um den Bau von 40 Alternativ-Häusern aus Stahlplatten und Styropor zu ermöglichen. Denn „die Leute wollen partout nicht in ihren Häusern schlafen, aber in der Nähe bleiben, um dort zu kochen oder zu waschen.“ Kurdische Bautrupps errichten deshalb derzeit kleine Häuser in der Nähe der alten Domzile, die auf Pfählen stehen, damit sie der Schlamm nicht wegtreibt. Noch im Dezember sollen die winterfesten und heizbaren Pfahlhäuser fertig sein, die „viel besser“ sind als die ursprünglich geplanten Zelte und Container.

Und auch das zweite Hilfsprojekt schreitet weiter voran: Der Bau eines Medizin- und Sozialzentrums im Stadtteil Berkipasa der türkischen Stadt Izmit. Dort nämlich hatten die Viertelaner auf einer Reise in die Türkei im Sommer ihre jetzigen Partner kennengelernt. Die Initiative „Halkevi“ will in dieser Noch-Zeltstadt ein „Haus des Lebens“ aufbauen, in dem Kinder betreut werden können, ein Salon zum Wäsche waschen entsteht – und Ärzte medizinische Hilfe anbieten werden.

Ein fast 7.000 Quadratmeter großes Grundstück hat die Initiative „Halkevi“ gerade jetzt zugewiesen bekommen, um mit dem Bau zu beginnen. Gegenüber wird der Bürgermeister ein neues Domizil errichten – und ein weiteres Gemeindezentrum. Die Bremer wollen für das „Haus des Lebens“, das spätestens im Februar oder März kommenden Jahres fertig sein soll, 40.000 Mark spenden.

Doch bis dahin wird weiter kräftig gesammelt in der Hansestadt: Allein die Tombola soll an den folgenden Adventswochenenden über die Bühne gehen – begleitet von aufgestellten heißen Öfen, auf denen zum Verkauf gedachte Maronen braten. „Und wer mithelfen und Lose verkaufen oder auch ein bisschen musizieren will, kommt einfach her zum Mitmachen“, sagt Ortsamtsleiter Bücking: „Wir wollen alle zu einer munter-bunten Aktion einladen.“ Katja Ubben

Interessierte wenden sich an das Ortsamt unter 361 20 47. SpTel.: enden an Konto: 16 72 195, Sparkasse Bremen, BLZ 290 501 01.