Verbraucher zwingen Agrarkonzerne zu Reduktion von Gentech: Globalisierung des Umweltschutzes
Die Fusion von Monsanto und Pharmacia & Upjohn ist ein Erfolg der internationalen Umweltbewegung – so kurios das klingen mag. Die Fusion ist auch ein Zeichen dafür, dass trotz – manchmal eben sogar wegen der Globalisierung – auch die Umweltverbände einiges bewegen können, wenn sie die richtige Strategie verfolgen.
Aggressiv wie kein anderer Konzern hat Monsanto die Einführung genmanipulierter Ackerpflanzen, die so genannte Grüne Gentechnik, vertreten und forciert. Dabei gab es zunächst in den USA keine nennenswerten Widerstände. Erst durch den massiven Protest in Europa und die daraus folgenden Vorbehalte in Japan kam der Konzern in Schwierigkeiten, denn Japan und Europa sind wichtige Abnehmer für Mais und Soja aus den USA. Die Probleme brachten Monsantos Aktienkurs ins Wanken und setzten damit die Konzernleitung unter Druck. Monsanto musste reagieren: Mit der Fusion kommt nicht nur frisches Geld, sondern, wie es aussieht, auch eine neue Unternehmenspolitik. Die Agrar-Gentechnik wird nicht mehr so hohe Priorität haben, die Grüne Gentechnik hat ihre Speerspitze verloren.
Dies wäre nicht geschehen ohne den Druck von Umweltverbänden, allen voran Greenpeace und Friends of the Earth. Doch dieses Mal waren nicht Protestbriefe, bestiegene Schornsteine oder der Lobbydruck auf Politiker ausschlaggebend. Die Entscheidung wurde an den Ladenkassen errungen. Die Organisation von Verbraucherprotesten war es, die die Industrie zum Umdenken brachte.
Dabei war nicht der Druck auf Monsanto, Novartis und Co. entscheidend, sondern der auf die Lebensmittelhersteller und Supermarktketten. Sie fürchteten schlicht um ihre Umsätze und gaben leicht nach. Über diesen Umweg wurden die amerikanischen Farmer, die weltweit die meisten Genpflanzen anbauen, und dadurch erst die Life-Science-Konzerne getroffen. So ließ sich auch die Diskussion über die Risiken der Gentechnik aus Europa in die USA tragen.
So finden ökologische Argumente auch in der Gesellschaft der Shareholder, der Aktienbesitzer, wieder in die Entscheidungen der Unternehmen. Greenpeace Deutschland hat mit seiner Gentechnik-Kampagne erstmals fast ausschließlich auf den Verbraucherdruck gesetzt und seine Sympathisanten als „Gendetektive“ in die Supermärkte geschickt, um genveränderte Nahrung aufzuspüren. Mit Erfolg, wie sich zeigt, bis in die USA. Matthias Urbach
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