: Absolute Kampfpreise
■ ÖTV sagt: Wettbewerb unter Schleppern im Hafen ist „knallhart und gnadenlos“
Die GAL fordert die Hamburger Wirtschaftsbehörde auf, sich sofort für den Abbau der staatlichen Subventionen für die holländischen Schlepperbetriebe im Hamburger Hafen einzusetzen. Es sei „bitter“, dass Hamburger Schleppseeleute entlassen worden seien, weil die holländische Konkurrenz mit sattem Staatsgeld ausgestattet wird, sagt der Hafenpolitiker der GAL-Fraktion, Axel Bühler. Die grüne Fraktionschefin Antje Möller will derweil in einer Anfrage vom Senat wissen, seit wann er von den holländischen Finanzspritzen weiß.
Der Senat hatte in dieser Woche erstmals bestätigt, dass den Holländern der Unternehmen Kotug und Smit International vom niederländischen Staat unter die Arme gegriffen wird. Von Arbeitsplatzzuschüssen bis zu 40 Prozent ist die Rede. Obwohl die Holländer bereits seit 1996 in Hamburg aktiv sind und damals durch Billigangebote den so genannten Schlepperkrieg zwischen deutschen und niederländischen Firmen auslösten, hat es fast vier Jahre gedauert, bis die Wirtschaftsbehörde den staatlichen Beihilfen offiziell auf die Spur gekommen ist. Für Bühler „mutet das seltsam an“.
Möller möchte nun Auskunft vom Senat, wie sich die Subventionen auf die angebotenen Preise der Schlepperreedereien konkret ausgewirkt haben. Außerdem will sie wissen, wieviele deutsche Seeleute seit dem Auftauchen der Billigkonkurrenz entlassen worden sind. Gerd Hüfner von der Gewerkschaft ÖTV schätzt, dass seit 1996 gut die Hälfte der Hamburger Arbeitsplätze bei den Schlepperreedereien weggefallen sind, von 120 auf knapp 60.
Die ÖTV versucht bereits seit einem Jahr über gewerkschaftliche Dachorganisationen auf die Subventionspolitik der Niederländer Einfluss zu nehmen, bislang jedoch erfolglos: „Der Wettbewerb ist knallhart und gnadenlos“, sagt Hüfner. Seit Kotug 1996 „das gesamte Tarifgefüge grausam durcheinandergewürfelt“ habe, sei zum Beispiel die regelmäßige monatliche Arbeitszeit auf den Schleppern von 210 Stunden auf heute 324 angewachsen – während die Bezahlung annähernd gleich blieb. Und der zweite Holländer nach Kotug, Smit International, rüttele die Hamburger Schlepperszene zurzeit „mit absoluten Kampfpreisen“ durch. aha
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