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Freilassung für Hofer, aber keine Freiheit

Der im Iran inhaftierte Deutsche durfte gestern das Gefängnis verlassen, nicht aber das Land. Noch immer dient er als Druckmittel in den Prozessen gegen iranische Geheimdienstler in Deutschland ■ Von Thomas Dreger

Berlin (taz) – Helmut Hofer darf Heiligabend unter einem Weihnachtsbaum feiern – vorausgesetzt, der steht in Iran. Gestern stellten die iranischen Justizbehörden einen Entlassungsschein für den inhaftierten deutschen Geschäftsmann aus. Gegen eine Kaution von umgerechnet etwa 58.000 Mark durfte der Hamburger das berüchtigte Teheraner Evin-Gefängnis verlassen.

Aus Iran ausreisen darf Hofer nicht. Denn am 20. Januar muss sich der 58jährige erneut vor Gericht verantworten. Er soll einen iranischen Gefängnisbediensteten angegriffen und beleidigt haben. Es ist der dritte Vorwurf, der dem Deutschen von der iranischen Justiz gemacht wird.

Hofer war zuerst am 21. Juli 1997 bei der Einreise auf dem Teheraner Flughafen Merabad verhaftet worden. Eine junge Medizinstudentin namens Wahide Kassemi hatte behauptet, Hofer habe bei einem früheren Iran-Besuch sexuellen Kontakt mit ihr gehabt, und nun wolle sie ihn heiraten. Hofer wurde wegen außerehelichem Geschlechtsverkehr mit einer Muslimin zum Tode verurteilt. Die Studentin ist seitdem verschwunden.

Hofer, der früher in Deutschland mit einer Türkin verheiratet war, behauptet, er sei zum Islam konvertiert. Den ihm gemachten Vorwurf bestreitet er. In einem aus dem Gefängnis geschmuggelten Brief erklärte er zudem, er sei eine Geisel des iranischen Geheimdienstes VEVAK und solle gegen den in Berlin inhaftierten VEVAK-Agenten Kasem Darabi ausgetauscht werden. Der gilt als Drahtzieher des Mykonos-Attentats, der Ermordung von vier oppostionellen iranischen Kurden 1992 in Berlin, und wurde im April 1997 in Berlin zu lebenslanger Haft verurteilt.

Das Hin und Her der iranischen Behörden untermauert Hofers Vermutung. Das Urteil gegen ihn wurde zuerst wieder aufgehoben, dann von einem anderen Gericht bestätigt und schließlich in eine Geldstrafe umgewandelt. Im April gelang es dem damaligen Kanzleramtsminister Bodo Hombach, Hofer gegen Kaution vorübergehend frei zu bekommen. Doch am 1. August wurde er erneut festgenommen.

Diesmal lautete der Vorwurf: Kontakte zu „verdächtigen Ausländern“, eine Umschreibung für Spionage. Die Behauptung ist abwegig; schließlich stand Hofer während seines knapp viermonatigen Freigangs unter permanenter Bewachung. Kurz zuvor hatten die deutschen Behörden jedoch zwei weitere mutmaßliche iranische Agenten verhaftet. Der in Berlin lebende Hamid Chorsand (36) soll in Europa aktive Mitglieder der oppositionellen iranischen Volksmudschaheddin ausgespäht haben. Korusch Torkaman Ahmadi wird Gleiches im Zusammenhang mit der iranischen „Freiheitsbewegung“ (Nehsat-e Asade) vorgeworfen.

Chorsand, ein alter Bekannter des Mykonos-Attentäters Darabi, steht derzeit vor dem 1. Strafsenat des Berliner Kammergerichts, jenem Gremium, das auch das Mykonos-Urteil fällte. Chorsand bestreitet die Agententätigkeit und sieht sich als „Spielball“ zwischen den deutschen und den iranischen Behörden und den Volksmudschaheddin.

Er fürchtet, gegen Hofer ausgetauscht zu werden. Seiner Darstellung nach bedeutet das für ihn ein sicheres Todesurteil. Obwohl das Gericht jede Verbindung zwischen den beiden Fällen dementiert, finden sich in den Prozessakten Dokumente der Generalbundesanwaltschaft und des Bundeskanzleramtes, die belegen, dass vor Prozessbeginn intensiv über das Schicksal Chorsands und Hofers beraten wurde.

Ursprünglich war geplant, Chorsand nicht vor Gericht zu stellen, sondern ihn nach Teheran auszuliefern, womöglich im Austausch gegen Hofer. Für dessen endgültige Freilassung wollen sich vom 9. bis 14. Januar in Teheran der Vorsitzende des Auswärtigen Ausschusses des Bundestages, der SPD-Abgeordnete Ulrich Klose, und der Iran-Spezialist der CDU, Ruprecht Polenz, einsetzen.

Ihre Reise dient auch der Vorbereitung des lange erwarteten Deutschland-Besuchs des iranischen Präsidenten Mohammad Chatami. Doch Chatami ist in Berlin nur erwünscht, wenn zuvor Helmut Hofer die Islamische Republik verlassen darf. Auch deshalb versuchen Chatamis innenpolitische Gegner, das Verfahren gegen den Deutschen mit immer neuen Vorwürfen zu veschleppen.

Während die deutschen Parlamentarier noch ihre Koffer pakken, hat einer die Reise nach Teheran bereits angetreten: Korusch Torkaman Ahmadi. Gegen den mutmaßlichen Spion wurde kein Haftbefehl erlassen. Nach Angaben seiner in Bochum lebenden Familie nutzte er die Gelegenheit für einen Besuch in seiner Heimat. Ende Januar soll er eigentlich in Düsseldorf vor Gericht stehen. Aber vielleicht ist Helmut Hofer dann ja schon in Deutschland.

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