: „Lothar“ – der stärkste Orkan seit Jahrzehnten
Bahnstrecken und Flughäfen in Süddeutschland gesperrt, Handys in Paris außer Betrieb
Berlin (dpa/taz) – Das völlig unerwartete Orkantief „Lothar“ mit Windgeschwindigkeiten zwischen 100 und 200 Stundenkilometern hat am Sonntag in Teilen Deutschlands und in den Nachbarländern nicht nur etwa 50 Todesfälle, sondern auch erhebliche Sachschäden verursacht. Gestern Mittag wütete das Tief zunächst in Baden-Württemberg und zog dann nach Bayern weiter.
Zumeist in Süddeutschland wurden mehr als 20 Bahnstrecken und zahlreiche Straßen wegen umgestürzter Bäume gesperrt. Tausende Reisende mussten vom Zug auf Busse umsteigen, jedoch kamen auch diese wegen gesperrter Straßen oft nicht weit. Auch die Flughäfen Stuttgart und München mussten wegen der Windböen zeitweise geschlossen werden. Unter den gesperrten Bahntrassen waren auch Hauptstrecken wie die Verbindungen Saarbrücken – Mannheim und Freiburg – Basel. Aus der Schweiz kam von Sonntagmorgen bis zum Nachmittag kein einziger Zug nach Deutschland. Ein Sprecher des Verkehrslagedienstes der Polizei in Bayern fasste die Lage auf den Autobahnen als „Chaos, reines Chaos“ zusammen. „So einen kräftigen Orkan über dem Binnenland haben wir in Deutschland noch nicht erlebt“, sagte Petra Fechner vom Deutschen Wetterdienst in Offenbach.
Das Tief mit Windgeschwindigkeiten von bis zu 150 Stundenkilometer war in der Nacht zu Sonntag über Paris hinweggezogen. Die Flughäfen wurden vorübergehend gesperrt. Die Pariser Straßen waren mit den Trümmern von Dachziegeln und Dachplatten übersät. Viele Antennen brachen ab, so dass die Kommunikation per Handy kollabierte.
In der Schweiz brachte ein Baum eine Seilbahn zum Absturz, ein Passagier starb. Zuvor waren nach Sturm und Regen Londoner U-Bahnlinien geschlossen worden.
Heftige Regenfälle ließen die Pegel an Rhein und Mosel am Sonntag ansteigen. In Koblenz stieg der Pegel um drei bis vier Zentimeter in der Stunde an. Bei 4,50 Metern wurde die Schifffahrt eingeschränkt, die ersten Straßensperrungen rund um das Deutsche Eck waren ab 5,10 Metern zu erwarten. In Belgien sind mehrere Flüsse über die Ufer getreten koch
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen