Letzte Tipps für alle, die trotzdem feiern wollen

Mehr als 120 Partys werden zum Jahrtausendwechsel geboten. Ob Sekt und Sushi oder Lasershow und Lovelounge – für jeden ist etwas dabei. Durchgetanzt werden kann sowieso

Entscheidungsschwache haben heute ein Problem: Auf mehr als 120 Partys wird in Berlin der Jahrtausendwechsel gefeiert. Wem das Open-Air-Spektakel in Mitte zu voll, zu kommerziell, zu laut oder einfach zu blöd ist, kann sich zum Beispiel im Goldmine Club betrinken. Hier gibt es eine Silvesterparty mit Sushi, Sekt ... und abgetanzt wird auf Musik der letzten fünf Jahrzehnte (Dircksenstr. 37, Beginn 21 Uhr).

Feten bis zum Umfallen, und das auf drei Floors, kann man im WMF (Johannisstraße 2, Beginn 21 Uhr). Wem das noch nicht genug ist, muss sich zwischen Tango und Techno entscheiden. Im Encuentro (Hagelberger Str. 53/54, Beginn 21.30 Uhr) kann bis zu 15 Stunden am Stück, im Technoclub Tresor/Globus (Leipziger Str. 126 a, Beginn 23 Uhr) sogar bis zum 2. Januar durchgetanzt werden.

Fürs schwul-lesbische Publikum steigt im Hangar II (Flughafen Tempelhof, Einfahrt Columbiadamm 2–6, Beginn 22 Uhr) „Cocker 2000“ mit den DJs Sky 1, Flim Flam, Super Zandy. Die Veranstalter versprechen neben Feuerwerk, Lasershow, Go-go-Boys and -Girls auch eine Love Lounge. Wenn das nichts ist.

Ganz international soll es im Postfuhramt (Oranienburger Ecke Tucholskystr., Start 22 Uhr) zugehen. Auf einer „Party von Rio bis Tokio“ kann sich das Publikum zum Jahreswechsel um die ganze Welt tanzen. Vorausgesetzt, die Lokalität wird durch den Haupteingang betreten. Denn hinter dem Seiteneingang droht andere Musik: „Rüdis Schlagerparty 2000“ (Beginn 21 Uhr).

Anders geht es zu bei der African-Silvester-Night 2000 im Parkhaus Treptow (Puschkinallee 5, Beginn 21 Uhr) mit Abdourahmane Diop & Thiossane bei Afro Reggae und Calypso.

Bei manchen Partys gibt es sogar ein Innenfeuerwerk – für alle, die das Geballer lieben, denen es aber an Silvester zu kalt ist. Im Neuen Steinhaus beispielsweise (Straßburger Str. 55, Beginn 20 Uhr) oder bei Rock und Heavy Metal in der Diskothek Halford (Berliner Allee 179, Beginn 21 Uhr).

Die Millenniums-Träumer treffen sich im Kurvenstar (Große Präsidentenstr. Ecke Kleine Präsidentenstr., Beginn 21 Uhr) zu „Märchen aus 2000 und einer Nacht“ mit „orientalischen Tänzerinnen, märchenhaften Leckereien und Zaubergetränken“, die Apokalyptiker im Schmalzwald (Schlegelstr. 26/27, Beginn 21 Uhr) zum Millennium Bug Breakdown.

Oder im Pfefferberg (Schönhauser Allee 176, Beginn 21:59 Uhr), wo „Para-Neujahr 2000“ vorherrscht: Mit Musik der DJs Nico, Mac E., Das Stigma u. a. feiernd in den Untergang. Alle, die das wider Erwarten überleben und nicht wissen, was sie mit ihrer Zukunft anfangen sollen, können sich an Neujahr ihr persönliches Jahr-2000-Horoskop abholen – im Berliner Gruselkabinett (Schöneberger Str. 23 a, von 14 bis 19 Uhr).

Wer Silvester etwas kleiner und schon gar nicht in Mitte feiern will, kann beispielsweise in der Ankerklause (Kottbusser Damm Ecke Maybachufer, Beginn 21 Uhr) ins neue Jahr torkeln. Zur „Dimension twothousand“ legen hier die DJs Don Air (London) und Soul Stew (Hamburg) auf.

Für Freunde des Trash ist das Wild at Heart (Wiener Str.20, Beginn 22 Uhr) zu empfehlen. Überhaupt freuen sich Kreuzbergs Kneipen zwischen Wiener Straße und Oranienstraße auf Silvestersüchtige.

Selbst für eingefleischte 2000-Muffel wird etwas geboten. Im Schoko-Laden (Ackerstr. 169, Tel. 2 82 65 27, Beginn 21 Uhr) steigt eine „Blödes 2000 Party“. Und weil Silvester für diese Klientel nichts besonderes ist, gleich noch ein Tipp für den Neujahrstag: „Wir scheißen aufs neue Jahrtausend“ heißt es im SchwuZ (Mehringdamm 61, Beginn 23 Uhr), obwohl durchaus zu befürchten ist, dass der eine oder andere Silvesterfan dort noch vom „Millenniumsdelirium in der Schlampenbar“ des Vorabends (Beginn 23 Uhr) liegen geblieben ist.

Zum Schluss noch ein paar Tipps für die, die überhaupt keinen Alkohol und auch keine Menschenmassen mögen: Man kann den Silvesterabend auch damit zubringen, seine Hausgeräte zu testen und die auszusortieren, die das Jahr-2000-Problem dahingerafft hat. Oder man kann sich als Tierpsychologe betätigen und seinem durch die Knallerei völlig verängstigten Haustier gut zureden.

Man könnte sich aber auch mit seinen Kiez-Nachbarn darauf verständigen, einen kleinen Stromausfall herbeizuführen: Iidem man gleichzeitig sämtliche Hausgeräte aus- und wieder einschaltet – auf dass die Bewag versage. Eine Alternative dazu wäre, sich vor den Fernseher zu setzen und live mitzuerleben, wie Punkt 00.00 Uhr der Bildschirm schwarz wird und gar nichts mehr geht.

Dirk Hempel/Isabel Merchan