Kauft die taz!
: Bascha Mika, Chefredakteurin

Ehrlich gesagt: Dieses Jahr war eine Zumutung. Wir durften erleben, wie die erste rot-grüne Bundesregierung sich und unsere politischen Hoffnungen Stück für Stück demontiert hat. Durften als Deutsche erstmals wieder in einen Krieg ziehen. Durften erfahren, wie der Begriff „soziale Gerechtigkeit“ zum Unwort des Jahres mutiert, und haben zur Zeit das zweifelhafte Vergnügen, dem Sturz eines Denkmals namens Kohl beizuwohnen.

Allein das innenpolitische Geschehen war unerfreulich genug. Doch was sich politisch so trübe darstellt, kann für eine Zeitung ganz anders daherkommen. Publizistisch war es ein spannendes und aufregendes Jahr. Für die taz waren es Monate voller Herausforderungen. Wir haben uns mit einem knappen Haushaltsbudget in unser 20. Jahr gestürzt und kräftig Geburtstag gefeiert, haben mit sehr ernsthaftem Engagement den Kosovo-Krieg journalistisch begleitet und in unserer Berichterstattung den Regierenden das gegeben, was sie verdient haben.

Noch nie haben wir so lange und intensiv über die taz der Zukunft und die Zukunft der taz nachgedacht. Nicht nur, aber auch weil der Medienmarkt uns einiges abgefordert hat. Wie fast alle anderen Zeitungen haben wir gerade 1999 um Auflage, Reichweite und Anzeigengeschäft hart kämpfen müssen. Auch das gehört in die Reihe der Zumutungen, die bewältigt sein wollen. Wo die anderen Blätter regelrechte Schlachten mit Millioneninvestitionen führen, können wir nur mit einem kontern: mit unseren Ideen und dem Mut, zu verändern, um besser zu werden.

Das Ergebnis: Der Frühling kommt mit der neuen taz. Mit einer Zeitung, die ihren LeserInnen mehr bieten will als Information: Wissen! Wir werden die Blattstruktur zugunsten einer entschiedenen Schwerpunktsetzung verändern, den Meinungsteil ausbauen, das Gesicht der Zeitung durch ein neues Layout transparenter gestalten. Das alles mit dem Ziel, Ihnen eine taz bieten zu können, die unverwechselbar ist und aufgrund ihrer Stärken unverzichtbar.

Dass wir die Zukunft der taz gestalten können, hat auch etwas mit Zumutungen zu tun: Mit dem, was wir Ihnen, als LeserInnen und GenossInnen, oft abverlangt haben. Ihre Souveränität, wenn Ihre taz mal wieder nicht so berichtet hat, wie Sie es gerne gesehen hätten. Ihren Humor und Ihr Verständnis bei der kürzlich beendeten Abokampagne. Und nicht zuletzt Ihre finanzielle Unterstützung für unser publizistisches Projekt.

Ihnen dafür ganz herzlich zu danken ist nicht die geringste Zumutung.

Bascha Mika, Chefredakteurin