Zeitenwechsel zurück ins Jahr 1900
: „Centurium-Bug“ befällt Aushängeschild www.bremen.de

Technisch lief der Jahrtausendwechsel in Bremen eigentlich glatt. Nur ein Computerserver hat den Wechsel von 1999 auf 2000 anscheinend nicht geschafft: Bremens Homepage im Internet (www.Bremen.de) blieb bei 1900 hängen und präsentiert seit Neujahr den Jahrhundertwechsel auf 1900.

Auch damals gab es schon Probleme mit den Rechenmaschinen, berichtet die Web-Zeitung mit dem Computer im Logo. Wegen des „Centurium-Bugs“ könnten die Jahreszahlen nämlich von 1899 auf 1800 zurückspringen und dadurch „Kriegsmaschinen auslösen oder lebenserhaltende Systeme in Hospitälern treffen.“ Damals ging alles glatt, verlautbart diese „Bre-men.Online Zeitung“. Zumindest in der Hansestadt: Keine „Petroleum-Panikeinkäufe“, kein Gasausfall, keine Landflucht.

Hauptthema aber sind die Katastrophen in München und Köln. Im Hofbräuhaus zum Beispiel versagte die Schankautomatik. Während RTL, SAT und WDR in Köln ständig die Neujahrsansprache Wilhelms II. wiederholten. „Die Schellackautomatik“ ließe sich nicht mehr stoppen, wird ein „kaiserlicher Funkleiter“ zitiert: „Das ist der Super-Gau.“

Ganz stilvoll kommt diese Bremer Jahrhundertausgabe im web daher: Statt Königsblau und Stadtmusikanten Zeitungsgrau in satter Frakturschrift. Ein Foto von der Sylvesterfeier beim Norddeutschen Lloyd. Als Sponsoren tauchen Knorrs Suppen-Tafeln und Persil auf. Und während www.bremerhaven.de allen Surfern einen „erfolgreichen Start ins Jahr 2000“ wünscht, lässt die Bremer Homepage noch einmal Kaiser Wilhelm hochleben.

Auch das Kalenderblatt ist von Anno tuk: In „Neuigkeiten aus aller Welt“ wird über allerlei Kurioses berichtet: Lenin in München, amerikanischer Student (Dwight Davis) stiftet einen Tennis-Pokal, der „baldigst wahrscheinlich nur noch Davis-Pokal genannt“ wird. Gleichzeitig schickt Wilhelm seine Truppen nach China und Graf Zeppelin hat die Geheimwaffe, die „fliegende Zigarre“, erfolgreich getestet.

Das Ganze ist ein offizieller Gag. „Eine Anekdote des Setzers“, erklärt Projektleiterin Gisela Schwellach bei bremen.de. „Wenn wirklich was passiert wäre, wäre das natürlich ein schlechter Scherz.“ Aber so konnte der Computer-Crash ins Jahr „00“ im Internet parodiert werden. Heute Mittag allerdings soll die Jahrhundertausgabe schon wieder verschwinden. „Zu lange“ dürfe man solche Scherze nicht treiben. pipe