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Stuttgarter Appell: Mehrsprachig gegen deutsche Piefigkeit

Drei ebenso renommierte wie engagierte Einrichtungen haben sich zusammengetan, um mit ihrem „Stuttgarter Appell“ den Deutschen ein wenig von ihrer Piefigkeit und Miefigkeit auszutreiben. „Gesellschaft für Auswärtige Politik“, „Stiftung Wissenschaft und Politik“ und „Robert-Bosch-Stiftung“ wünschen mehr „europäische und internationale Impulse“ für deutsche Bildungsinstitutionen. Junge Menschen sollen früher, umfassender und selbstverständlicher auf Tätigkeiten außerhalb Deutschlands vorbereitet werden. Der Appell formuliert ein anspruchsvolles Programm:

Schon ABC-Schützen sollen Fremdsprachen lernen. Universitäre Studiengänge sind so umzubauen, dass das englischsprachige Seminar so normal und integriert ist wie der Studienaufenthalt im Ausland. Und wer die Bundesrepublik in internationalen Organisationen beruflich vertreten will, der soll Auslandserfahrungen vorweisen – und zwar obligatorisch.

Was der „Stuttgarter Appell“ fordert, macht die Robert-Bosch-Stiftung ganz konkret vor. Schon seit 1979 fördert sie zum Beispiel die deutsch-polnischen Beziehungen. Derzeit geschieht das im Projekt „Neue Wege in Europa“: 100 Schulpartnerschaften zwischen Deutschland und Osteuropa werden dabei unterstützt. Interessierte Bildungseinrichtungen reichen Konzepte ein, die originellsten bekommen Geld von der Stiftung, die seit 1964 das Kapital ihres Gründers für gemeinnützige und soziale Zwecke, vor allem in der Bildung verwendet.

Die gesetzlichen Klippen zwischen EU- und Nicht-EU-Land, die dem Austausch von Schulen entgegenstehen, sind freilich hoch. Die Schulen müssen sie jeweils allein bewältigen. Die Stuttgarter Bosch-Stiftung gibt allenfalls Tipps, wie der kurvenreiche Weg durch die Bürokratien verkürzt werden kann. Wer ihn schafft, wird belohnt. Ende Januar wird der ehemalige Außenminister Hans-Dietrich Genscher in Berlin die abgeschlossenen Projekte auf einer „Begegnung der Preisträger“ würdigen. Wie wichtig das Anschieben des deutschen Nachwuchses in Richtung Weltläufigkeit ist, zeigt das Sprachenlernen in der Grundschule. In beinahe allen Bundesländern wird es praktiziert, aber die Regel ist es bislang nicht.

Baden-Württemberg hat nun Pläne in der Schublade, das Fremdsprachenlernen in der Grundschule landesweit verbindlich zu machen – und dafür zu sorgen, dass es hinterher in der Berufsschule damit ebenso weitergeht wie im Gymnasium.

Der Anstoß zu Projekten kommt übrigens meist von unten. Die „Grenzenlose Schule Hartau-Hradek“, ein deutsch-tschechischer Schulversuch, etwa ist der Initiative hartnäckiger Menschen aus der Grenzregion zu verdanken. Die Bürokratie hat lange gezögert, die Schule zu genehmigen. Bei der Bosch-Stiftung, die rund die Hälfte des Etats bestreitet, spricht man von „unserem Paradepferdchen“. Wie es anfing, beschreibt die oben stehende Reportage. Wie es weitergeht, wird sich weisen.ms/cif

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