Geradezu quälend waidwunder Parforceritt

Bella Blocks „Abschied im Licht“ ist längst kein Samstagskrimi mehr (20.15 Uhr, ZDF)

Sie ist so glücklich wie lange nicht mehr. Man sieht es sofort, wie sie da in die weißen Leinen lächelt: Bella Block ist verliebt. Ein schöner Tag soll es werden, möglichst mit vorzeitigem Dienstschluss und einer um so längeren Nacht. Mit der Ausgelassenheit eines Backfisches macht sich die sonst so reservierte Kommissarin auf den Weg zur Arbeit. Auf halbem Weg nimmt die Katastrophe dann ihren Lauf: Als ein junger Bengel vor ihren Augen einen Motorroller klaut, veranlasst Bella einen jungen Streifenpolizisten, die Verfolgung quer durch die Fußgängerzone aufzunehmen. Aus reinem Übermut. Der junge Dieb war ohnehin aktenkundig.

Die ihrer Laune geschuldete „Menschenjagd“ endet mit einem schweren Autounfall, Bella kommt mit einem Schock davon. Der junge Schupo aber fällt ins Wachkoma und ist vom Hals ab gelähmt. Am Krankenbett trifft die Kommissarin auf die Ehefrau des Polizisten. „Stellen Sie die Lungenmaschine ab. Ich kann es nicht“, fleht sie Bella an. Weiter als in dieser Folge kann sich die Krimireihe wohl nicht vom üblichen Mördersuchen entfernen.

„Abschied vom Licht“ ist längst kein Samstagabendkrimi mehr, sondern ein unglaublich eindringlicher, grüblerischer Fernsehfilm über das Thema Sterbehilfe. Keinen Mörder im klassischen Sinne gilt es hier zu finden, sondern eine moralische Haltung zum Leben und zum Sterben.

Autor Richard Reitinger versteht es, zwei Beispiele für aktive Sterbehilfe miteinander zu verknüpfen, ohne seine Geschichte der Zeigefinger-Didaktik anheimfallen zu lassen. Während die seelisch äußerst angegriffene Bella Block noch mit ihren Schuldgefühlen kämpft, wird sie an einen obskuren Tatort gerufen: Eine alte Frau, dem patahologischen Befund nach geistig verwirrt, wurde vergiftet. Ihre Tochter liegt mit aufgeschnittenen Pulsadern in der Badewanne. War es Mord, Selbstmord, Sterbehilfe? Die staatsantwaltlichen Kriterien für den Tod müssen in diesem Fall auch moralisch bewertet werden.

Hannelore Hoger spielt ihre sonst so handfeste Kommissarin hier unerwartet spröde und verletztlich. Geradezu quälend waidwund schleppt sie sich durch die Ermittlungen, launisch und offensichtlich gezeichnet von einem Schock, den sie sich aber nicht eingestehen mag. Christian von Castelberg hat seine Regie völlig auf diesen Parforceritt seiner Hauptdarstellerin abgestellt. Und so trägt diese von Hannelore Hoger so wunderbar gespielte Empfindsamkeit „Abschied vom Licht“ über die volle Distanz bis an sein unversöhnliches Ende.

Klaudia Brunst