Die unglaubliche Karriere des Metzgers Stefan Raab

Den Erfolg von „Maschen-Draht-Zaun“ kann nur ein Sieg beim Grand Prix toppen

And if I ever be King / and I get a crown / then it would surely be made of / Maschendrahtzaun.

Der Kölner Metzgersohn Stefan Raab hat diese Reime verfasst und verdient jetzt einen Haufen Kohle damit: „Maschen-Draht-Zaun“ belegt seit drei Wochen Platz eins der deutschen Singlecharts. Einen ähnlichen Erfolg hatte Raab mit den „Ö la Palöma Boys“. Im Frühjahr 1999 machten sich zwei Brüder den Spaß, ihrer Mutter das Lied „La Paloma“ als Videoständchen und auf Sächsisch zu singen. Raab kam an die Kassette, stellte sie in seiner Sendung „TV-total“ vor und machte daraus den Sommerhit 1999.

Stefan Raab (33) ist Multitalent. Er spielt alles, was Tasten oder Saiten hat. Seine kleine Ukulele nimmt er überall mit hin. Sie ist sein „Maschinengewehr“, wie er im Interview sagte. Vor Unendlichkeiten hat er mal Jura studiert, immerhin fünf Semester. Nebenbei machte er eine Metzgerlehre und produzierte Film-, Fernsehmusiken und vor allem Werbejingles. 1993 wollte er dem Kölner Musiksender Viva seine Dienste als Programm-Jingle-Komponist anbieten. Dabei geriet er „zufällig“, wie die Legende sagt, in ein Moderatorencasting. Stefan Raab ließ sich vom Fleck weg engagieren. Er bekam seine erste Sendung: „Vivasion“.

Nebenbei schrieb er einen Hit nach dem anderen: „Hier kommt die Maus“ (1996), „Sexy Eis“ (1997) und den Grand-Prix-Schlager von 1998 „Piep, piep, piep, Guildo hat euch lieb“, der in Jerusalem den siebten Platz machte.

Es hagelte Angebote. Alle wollte Stefan Raab. Den Zuschlag bekam Pro Sieben. Der Sender bot ihm eine eigene Comedy-Show an: „TV-total“. Seit März ist er damit auf Sendung und verhohnepipelt Fernsehkollegen. Jung-Rapper Olli P. hat er mal gefragt, ob er wisse, was er an ihm so toll finde? Olli P.: „Mein Lächeln?“ – Raab: „Nee. Gar nichts.“

Inzwischen verdient Stefan Raab sein Geld mit dem Produkt Stefan Raab. Er produziert seine Songs selbst und auch die Sendung „TV-total“. Er macht Unterhaltung für die Massen, das weiß er, und das findet er gut. Ihn Schlagersänger zu nennen würde ihn nicht beleidigen. Im Gegenteil: In diesem Jahr will er selbst beim Schlager-Grand-Prix in Stockholm antreten. Sein Song hat den programmatischen Titel „Wadde hadde dudde da“. In der deutschen Vorausscheidung am 18. Februar in der Bremer Stadthalle muss er gegen die blinde Corinna May antreten. Die hatte den Vorentscheid 1999 gewonnen, wurde aber disqualifiziert, weil ihr damaliger Titel schon einmal von anderen Interpreten gesungen worden war.

Thorsten Denkler