„Ein Risiko bleibt immer“

Nach dem Verbot der Gedenkveranstaltung für Luxemburg und Liebknecht am vergangenen Sonntag stellt sich die Frage, wie andere Veranstalter auf Drohungen reagieren würden. Bei der Bundeswehr, die öffentliche Gelöbnisse unter großem Sicherheitsaufwand organisiert, zeigt man sich relativ gelassen. „Sich durch einzelne Geschichten einschüchtern zu lassen kann nicht das Ding sein“, sagte Pressesprecher Harald Pape. Im Einzelfall müsse „auf Grund der vorliegenden Tatsachen entschieden werden“. Aber: „Gleich absagen würde heißen, wir können keine öffentlichen Gelöbnisse mehr machen.“ Auf jeden Fall würde alles getan werden, um die Sicherheit zu gewährleisten. Doch ein „gewisses Risiko“ bleibe immer. Außerdem merkte Pape an, dass es Gegnern von öffentlichen Gelöbnissen nicht darum gehe, „Leute umzubringen, sondern darum, zu stören“.

Die Pressesprecherin der Jüdischen Gemeinde, Elisa Klapheck, wies darauf hin, dass man sich prinzipiell nicht zu Sicherheitsfragen äußere. Nur so viel: „Bei ernst zu nehmenden Drohungen ist die Sicherheit der Mitarbeiter vorrangig.“

Würde Hertha vor einem Spiel Drohungen erhalten, würde der Ball trotzdem rollen. „Wir würden in enger Zusammenarbeit mit der Polizei das Stadion sichern“, sagte Pressesprecher Hans-Georg Felder. Er wies darauf hin, dass ein Stadion „im Vergleich zu einem öffentlichen Verkehrsgelände“ besser zu kontrollieren sei. „Bei uns kommen alle durch die Leibeskontrolle“, sagte er. „Ein Maschinengewehr würden wir finden.“ Nur: „Auf einen Geisteskranken vor dem Stadion haben wir keinen Einfluss.“

Der Sprecher des Berliner Landesverbandes des DGB, Dieter Pienkny, bezeichnet Gewaltandrohungen vor Demonstrationen als „heikel“. Weil „Berlin nicht Castrop-Rauxel ist“ und hier viele Demonstrationen stattfinden und Staatsbesuche kommen, brauche man ein „ausgetüfteltes Konzept, sonst geht man in die Knie“. Es gehe nicht an, dass derlei Fälle Schule machten. „Wenn jedes Mal, wenn ein Durchgeknallter mit Bomben droht, eine Veranstaltung abgesagt wird, ist die Frage, wo die Grenze ist.“B.Bollwahn de Paez Casanova