Es schwebt ein Zug nach Nirgendwo

■ Bahnchef Hartmut Mehdorn schießt den Magnetzug ab. Jedenfalls auf der Strecke Hamburg – Berlinsei ein ICE die bessere Lösung. CDU und beteiligte Firmen wollen Geld für den Gleiter sammeln

Berlin (taz) – Der Bahnchef hat ein Machtwort gesprochen: Hartmut Mehdorn hält die Transrapid-Strecke Hamburg–Berlin nicht für rentabel. Das ließ der Topmanager gestern im Deutschlandfunk durchblicken. Für die Bahn sei der Ausbau einer ICE-Trasse zwischen den beiden Städten viel sinnvoller. Es könne ja der Lehrter Stadtbahnhof in Berlin mit dem Flughafen Schönefeld per Magnetzug verbunden werden.

Damit dürfte das Projekt Magnetschwebebahn zumindest auf der Strecke Hamburg–Berlin endgültig gestorben sein. Auch das mit dem Bau beauftragte Industriekonsortium meldet Zweifel an der Realisierbarkeit der geplanten einspurigen Strecke an. Zwar wollen Thyssen, Siemens und Adtranz Verkehrsminister Reinhard Klimmt zu einer Erhöhung der Bundeszuschüsse bewegen. Ihnen stehe laut Transrapid-Eckpapier von 1997 ein Inflationsausgleich von rund 900.000 Millionen Mark zu. Albert Schmidt, der verkehrspolitische Sprecher der Grünen, erklärt hingegen, es habe in der Baubranche in den letzten Jahren keine Inflation gegeben. Auch das Kabinett hatte bereits im Sommer beschlossen, dass es bei 6,1 Milliarden Mark aus dem Bundeshaushalt bleibt. Benötigt werden jedoch 9,1 Milliarden Mark. Am Montag wird eine Expertenrunde über die Machbarkeit der Strecke Berlin–Hamburg entscheiden. Ende Januar soll das Schicksal des Schwebers besiegelt werden.

Während Verkehrsexperten von SPD und Grünen das wahrscheinliche Aus der Magnetschwebebahn begrüßten, will die CDU die beteiligten Unternehmen dabei unterstützen, doch noch die nötigen Milliarden aufzutreiben. Im Gespräch sind nach wie vor Länderbürgschaften, bei denen die Bundesländer für private Kredite bürgen sollen. Darüber wollen Bahn und Landesregierungen nächste Woche in Frankfurt beraten. Wie der verkehrspolitische Sprecher der CDU, Georg Brunnhuber, gestern der taz mitteilte, soll die Industrie Angebote erhalten haben, mit denen die Strecke für 7,5 statt für 9,1 Milliarden Mark gebaut werden kann.

Die Magnetbahn-Planungsgesellschaft ficht all die Unkerei nicht an: Ihr Sprecher Peter Jablonski erklärte gestern, man rechne mit den Baugenehmigungen für die ersten beiden Abschnitte der Strecke Hamburg–Berlin in den kommenden Wochen. Katharina Koufen

Tagesthema Seite 3, Bericht Seite 20