Mannesmann wehrt sich weiter gegen Vodafone

Vorstand Esser verspricht den Aktionären viel Geld, wenn sie nicht zum feindlichen Käufer überlaufen. Aktienkurs soll auf 350 Euro steigen, Gewinn um 39 Prozent zunehmen

Düsseldorf (taz) – Wie zu erwarten, hat Mannesmann das Übernahmeangebot der britischen Telekom-Firma Vodafone Airtouch zurückgewiesen. Die Zukunftsaussichten des Düsseldorfer Konzerns sprächen für ein eigenständiges Unternehmen, sagte Klaus Esser, Vorstandsvorsitzender der Mannesmann AG. Der „Speed“ der Entwicklung könne bei einer Fusion mit der britischen Vodafone von Mannesmann nicht mehr aufrechterhalten werden. Vor allem durch die Übernahme der Nummer drei des britischen Mobilmarktes, Orange Plc., sei der Wert von Mannesmann gestiegen. Allein durch die Synergieeffekte gewinne die einzelne Aktie seines Unternehmens 15 Euro, sagte Esser.

Über das in Presseberichten geäußerte Gerücht, das Telekommunikationsunternehmen werde enger mit dem französischen Mischkonzern Vivendi zusammenarbeiten, äußerte sich Esser zurückhaltend. „Bei der Bedeutung des französischen Marktes liegt es nahe, gut mit Vivendi zusammenzuarbeiten.“ Frankreich ist der einzige Schlüsselmarkt Europas, in dem Mannesmann kein starkes Standbein hat.

Esser sprach von vier „Megatrends“, die künftig die Mannesmann-Aktien steigen lassen. Er rechnet mit einem Kurs von 350 Euro, der Mitte des Jahres erreicht werde. Andernfalls werde die Bezahlung des Vorstandes um ein Viertel gekürzt, so Esser.

Er erwartet, dass die mobile Datenkommunikation, der integrierte Online-Dienst und ein starkes Wachsen des Europäischen Marktes die Entwicklung der Telekommunikationsbranche in diesem Jahre prägen werden. In allen Punkten sei Mannesmann der britischen Vodafone überlegen.

Im abgelaufenen Jahr hat die Mannesmann AG ein kräftiges Wachstum hingelegt. Das Konzernergebnis vor Steuern, Zinsen, Abschreibungen stieg um 37 Prozent auf 4,3 Milliarden Euro. In der Sparte Telekommunikation fiel das Gewinnwachstum um 70 Prozent auf 2,2 Milliarden Euro sogar noch höher aus. Esser erneuerte die Voraussage, auch in den kommenden Jahren werde das Wachstum über 39 Prozent liegen. Im neuen Jahr liege das Wachstum bisher bei 70 Prozent, sagte Esser. An den Zahlen für 1999 waren die Anleger nach Meinung von Analysten aber kaum interessiert. Im laufenden Übernahmekampf hänge viel mehr von den Zukunftsaussichten der betroffenen Unternehmen ab.

Die verbalen Angriffe des Vodafone-Chefs Chris Gent wollte Esser nicht kommentieren. Indes hat Vodafone-Manager Tim Brown erklärt, er glaube nicht, dass es bei einer Fusion große Schwierigkeiten bei der Zusammenarbeit der Vorstände geben werde. Man werde den Mannesmann-Vorständen „Positionen“ anbieten.

Jetzt liegt alles in den Händen der Mannesmann-Aktionäre. Bis zum 7. Februar haben diese Zeit, ihre Mannesmann-Aktien gegen Vodafone-Papiere umzutauschen. Das Angebot der Briten liegt bei 53,7 Aktien je Mannesmann-Anteil. Viele Anleger bekunden, erst kurz vor Ablauf der Frist ihre Entscheidung zu fällen. Das Rennen ist also noch völlig offen.

Martin Murphy