Ölkonzerne waschen schlammige Wäsche

■ Shell macht TotalFina indirekt Vorwürfe wegen des Tankerunglücks vor der Bretagne

Paris (AFP/dpa) – Die erheblichen Sicherheitsmängel des Tankers „Erika“ sind in der Ölbranche bekannt gewesen. Noch im Januar 1999 wurde die „Erika“ von Experten des Shell-Konzerns untersucht und für mangelhaft befunden, wie der Europakoordinator des britisch-niederländischen Konzerns, Alain Chenu, der französischen Tageszeitung Libération (Samstagsausgabe) sagte. Shell habe einen Öltransport mit diesem Tanker deshalb als „nicht akzeptabel“ zurückgewiesen. Nachdem die Shell-Experten Mängel an der „Erika“ festgestellt hätten, sei die Reederei benachrichtigt worden, dass der Konzern mit diesem Tanker keine Ladungen transportieren werde, sagte Chenu. „Dieses Schiff hätte für Shell nicht auf Reise gehen können.“

„Shell hat uns keine Lektion zu erteilen“, zeigte sich der Konzern TotalFina, der die „Erika“ gechartert hatte, „schockiert und überrascht von diesem Tiefschlag“. Alle Ölkonzerne hätten dieselben Inspektionen und verließen sich dabei auf dieselben Gesellschaften. „Was das Alter der Tanker anbetrifft, sind wir selektiver als sie“, gab der Inspektionschef der französisch-belgischen TotalFina, Jean-Alix Grandpierre, die Kritik zurück.“ Wir chartern keine Tanker, die älter als 25 Jahre sind, und das können sie nicht von sich sagen. Sie [Shell] nutzen beispielsweise die ‚Lyria‘, einen 300.000-Tonnen-Tanker, der sich den 25 Jahren nähert.“

Das italienische Schiffskontrollbüro Rina verwies derweil auf seine „hohen Qualitätsnormen und optimalen Leistungen“. Ein Expertenbericht der Pariser Regierung hatte der Rina und dem Schiffseigner Versäumnisse vorgeworfen, woraufhin die EU-Kommission der Rina mit dem Entzug der Arbeitserlaubnis gedroht hatte. Die 23 Jahre alte „Erika“ war am 12. Dezember vor der Bretagne mit 30.000 Tonnen Öl an Bord in zwei Teile auseinander gebrochen. Rund 12.000 Tonnen Öl liefen aus und verursachten an den Küsten eine Ölpest.