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Die Kugel geben

Ende einer Männerdomäne: Spielbank Hamburg startet Croupier-Ausbildung für Frauen  ■ Von Silke Langhoff

Frauen dürfen neuerdings nicht nur an die Waffe, sondern auch an die Kugel. Am Montag startete die Spielbank Hamburg einen neuen Croupierlehrgang – exclusiv für Frauen. Ein Novum für das Haus an der Außenalster, das morgen sein 22. Jubiläum feiert.

Mitmischen durften weibliche Beschäftigte bisher zwar auch, aber nur beim Black Jack und Poker. Am Roulettetisch wurden sie nur am „Kopf“ eingesetzt – der geringsten Position, an der es nichts zu drehen gibt und auch keine Auszahlungen getätigt werden. Doch „jetzt fällt die Macho- äh, Männerdomäne“, verbessert sich Gunda Windberger, bei der Spielbank für Öffentlichkeitsarbeit zuständig. Die dreijährige Erfahrung mit weiblichen Aushilfen habe gezeigt, dass die Kunden durchweg positiv auf Frauen am Spieltisch reagierten. Die 16 Teilnehmerinnen des viermonatigen Kurses lernen an sechs Abenden pro Woche alles zum Einsatz im – laut Einstein – „fairsten Glücksspiel der Welt“: unter anderem den Umgang mit den Jetons und das Kugel geben – mit rechts und links.

„Das isses“, dachte sich Jessica Neumann, als sie die Personalanzeige sah. Der 23-Jährigen ist ihr Zollbeamtin-Dasein „zu stressfrei“, der Adrenalinstoß und die Arbeitszeiten ab 14 Uhr 30 reizen sie. Auch die anderen Anwärterinnen sind bekennende Nachtschwärmerinnen. Die wenigsten der 18- bis 30-jährigen Frauen haben schon mal eine Spielbank von innen gesehen. Viele von ihnen arbeiten im kaufmännischen Bereich, mit einem befristeten Vertrag oder geringen Aufstiegschancen.

Die ersten „manuellen Übungen“ dämpfen den Enthusiasmus: „Das soll auch noch mit links gehen?“ zweifelt eine 18-jährige Schülerin beim Stapeln der Jetons. Die Finger werden feucht und die Plastik-Buttons klebrig. „Beim Ausziehen jeden Jeton einzeln streicheln“, verlangt Ausbilder Alfred Ozols.

„Manuelle Geschicklichkeit“, schnelle Auffassungsgabe und Belastbarkeit stehen ganz oben im Anforderungsprofil der Croupiers – aus Ermangelung eines weiblichen Pendants auch „weibliche Spieltechnikerinnen“ genannt.

Die Crew der 83 männlichen Croupiers der Spielbank wird zunächst mit zehn bis zwölf Absolventinnen des ersten Kurses aufgestockt. Langfristig ist an eine paritätische Besetzung gedacht, „bis die Männer auf die Barrikade gehen“, so Windberger. Dann heißt es wohl wieder: „Rien ne va plus“.

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