Deutscher Geschäftsmann Helmut Hofer darf den Iran verlassen
: Erfolgreiche Mauschelei mit Despoten

Am Ende musste noch das Staatssäckel aufgebessert werden. Die Geldstrafe, mit der die Affäre Hofer zu Ende geht, zeigt, dass sich der iranische Justizapparat für nichts zu schade ist. Über zweieinhalb Jahre haben seine Mitarbeiter mit dem Geschäftsmann brutal Katz und Maus gespielt, um am Schluss noch einmal abzukassieren. Was soll Hofer seinem Kerkermeister denn an den Kopf geworfen haben, dass er dafür mehr als 12.000 Mark bezahlen muss? Soll er vielleicht seinen Gefängnisaufenthalt begleichen?

Das Ende des Verfahrens hat das Vertrauen in das iranische Justizsystem nicht gestärkt. Die Islamische Republik ist weit davon entfernt, ein Rechtsstaat zu sein. Dennoch ist Hofers Freilassung ein Signal. Es nährt die Hoffnung, dass auch die konservativen iranischen Kreise – und dazu gehört allen voran der Justizapparat – es sich auf Dauer nicht leisten können, den reformorientierten Präsidenten Mohammad Chatami zu blockieren. Denn weil der nach Deutschland reisen will, kommt Hofer frei. Es winkt die Aussicht, das traditionell gute Verhältnis zwischen beiden Ländern wiederherzustellen. Gerade die möglichen wirtschaftlichen Kontakte werden in Teheran inzwischen weit mehr geschätzt als eine nicht mehr besonders wertvolle Geisel. Die Iraner mussten einsehen, dass Hofer nicht als Austauschobjekt für ihren Agenten Kasem Darabi taugt, der in Berlin als Drahtzieher des Mykonos-Attentats zu lebenslanger Haft verurteilt wurde. Worüber im Zusammenhang mit dem Deutschen zwischen Berlin und Teheran noch gekungelt wurde, lässt sich nur erahnen: Vielleicht über den Spion Hamid Chorsand, der am Mittwoch in Berlin zu einer milden Bewährungsstrafe verurteilt wurde. Möglicherweise auch über die deutsche Vermittlung beim Austausch von Gefangenen und Gefallenen zwischen Israel und der libanesischen Hisbullah, die von Iran unterstützt wird.

All das mag man angewidert als Mauschelei mit Despoten geißeln. Jedoch zeigt Hofers Freilassung, dass sich mit der iranischen Führung wenigstens erfolgreich mauscheln lässt. Genau deshalb sollte die Bundesregierung Irans Präsidenten jetzt in Berlin empfangen. Denn die diplomatische Aufwertung Chatamis bietet die Gelegenheit zu thematisieren, was in der Islamischen Republik noch alles im Argen liegt: beispielsweise die Todesurteile gegen die Studenten, die seit den Protesten im vergangenen Sommer inhaftiert sind. Die Akte Hofer ist seit gestern geschlossen, doch tausende andere, weniger bekannte, sind noch offen. Thomas Dreger