Molukken: Weiter Gewalt

22 Tote bei Angriffen von Muslimenauf von Christen bewohnte Dörfer

Jakarta (AFP) – Auf den indonesischen Molukken sind bei neuen Unruhen zwischen Muslimen und Christen gestern mindestens 22 Menschen getötet und 50 verletzt worden. Tausende Muslime hätten drei von Christen bewohnte Dörfer auf der Insel Haruku angegriffen und dabei 22 Christen getötet, sagte ein Anwalt einer protestantischen Hilfsgruppe. Viele der Opfer seien von Soldaten erschossen worden. Die gewaltsamen Zusammenstöße erfolgten am Vortag eines Besuchs der indonesischen Vizepräsidentin Megawati Sukarnoputri, die für eine Versöhnung der verfeindeten Religionsgruppen werben will. Auch in der Unruheprovinz Aceh kam es am Samstag zu blutigen Unruhen. Dabei wurden der staatlichen Nachrichtenagentur Antara zufolge vier Menschen getötet. Für Dienstag sind Gespräche von Präsident Abdurrahman Wahid mit Befürwortern einer Unabhängigkeit von Indonesien und Religionsführern angesetzt.

Eine Evakuierung der Verwundeten von Haruku war nach Angaben des Anwalts unmöglich, weil die Armee den Seeweg abgeschnitten habe. In Erwartung der Ankunft Sukarnoputris beschlagnahmten Polizei und Militärs zahlreiche Waffen in der Provinzhauptstadt Ambon. In Aceh wurden in der Region um Idi Rayeuk ein Polizist getötet und ein weiterer verletzt, wie Antara meldete. Die Polizei schrieb die Tat der Bewegung für ein freies Aceh (GAM) zu. Bei einer Schießerei mit der Polizei seien im Dorf Alur Teh drei Mitglieder der Untergrundbewegung getötet worden, hieß es weiter.

Präsident Wahid wolle den Dialog zwischen den verfeindeten Gruppen fördern, hieß es offiziell aus dem Präsidentenpalast. Die Gespräche würden aus Sicherheitsgründen im Norden von Sumatra abgehalten. Ein GAM-Sprecher lehnte eine Beteiligung jedoch ab. Seine Organisation erkenne weder die Hoheit Indonesiens noch Präsident Wahid an, sagte der Sprecher.

Seit Mitte der 70er-Jahre kämpfen Rebellen für einen unabhängigen islamischen Staat in Aceh. Seit Monaten demonstriert die Bevölkerung für ein Referendum nach dem Vorbild Osttimors.