Daumenkino
: Foster & Fat

Eigentlich passt keiner von beiden in diesen watteweichen, wie in Kokosmilch gekochten Film. Und ohne die beiden würde man auch kein Wort verlieren über prächtige Orchideengärten, barfüßige Kinder und verschwenderisch getäfelte Paläste.

Jodie Foster und Chow Yun Fat als romantisches Liebespaar, da ist von Anfang an der Wurm im Casting. Foster & Fat in einer sadomasochistischen Action-Romanze von John Woo, die erst im letzten Moment das unglaublich tiefe Gefühl füreinander entdecken, das wär's gewesen. Stattdessen also Andy Tennants „Anna und der König“, die im Siam des Jahres 1870 angesiedelte platonische Lovestory zwischen König Mongkut und der Gouvernante seiner 58 Kinder, Anna Leonowens.

Emanzipierte Engländerin trifft auf autokratischen Macho, das führt natürlich zu vielen klärenden Gesprächen und pädagogischen Machtkämpfen am ansonsten pastellzarten Filmhorizont: Aufklärung gegen Feudalismus, christliche Ehe gegen Vielweiberei, kolonialistischer Pragmatismus gegen asiatische Versonnenheit, und am Schluss, ja am Schluss haben doch tatsächlich beide was gelernt.

Die echte Anna Leonowens war übrigens selbst ein Produkt der britischen Kolonialgeschichte: Zur Hälfte Inderin und in Indien zur Welt gekommen, behauptete sie stets, in Wales geboren zu sein, was der Film komplett unter den Tisch fallen lässt. Dabei ist ihre Herkunft wahrscheinlich der Schlüssel zur schulmeisterlichen Haltung ihrer Bücher (etwa „An English Gouverness at the Court of Siam“), in denen sie als zivilisierte Heilsbringerin endlich die Aufklärung ins asiatische Hinterland trägt. Ihre schlampige Recherche und polemische Argumentation trugen Leonowens in England jedenfalls einige Prozesse ein.

Im Film bringt Fosters besserwisserische Gouvernante also mindestens die Emanzipation, den Weltgeist und den modernen Subjektbegriff in ein infantil vor sich hin dümpelndes Land – was im Grunde als Geschichte einer schleichenden Kastration erzählt wird. Zumal Jodie Foster in ihren hässlich karierten Krinolinenröcken und mit ihrem permanent zickigen Gesicht wie eine alte Jungfer wirkt, die ihren Frust mit zwanghafter Zuchtmeisterei kompensiert. Sie scheint innerlich schon tief riefenstahlisiert, während die John-Woo-Ikone Chow Yun Fat kurz vor der völligen Verweichlichung steht. Von wegen Romanze.

PS: In Thailand darf „Anna und der König“ nicht gezeigt werden. Die Autoritäten fühlten sich von der rückständigen Darstellung ihres Landes und der naiven Figur des ständig in schlafanzugartigen Gewändern durch seinen Palast schreitenden Königs beleidigt. Doch Zensur bringt nichts: Dank des Verbots kursiert der Film auf tausenden illegalen Videokassetten. Katja Nicodemus„Anna und der König“. Regie: Andy Tennant, USA 1999, 148 Min.