„Einfach mutig sein“

■ Das neue Expertinnen-Beratungsnetz gibt Frauen Hilfe beim Auf- und Umsteigen im Beruf: Die taz stellt zwei Expertinnen vor

Nur sechs Monate Zweifel. Dann fiel die Entscheidung: Weg mit dem festen Job im Bielefelder Architekturbüro – und hin zum neuen Studienplatz in Bremen. „Die Entscheidung macht frei, sagte schon Sartre“, fällt der Architektin Jutta Unland zu diesem Schritt ein – und zu den vielen anderen, die die Vorsitzende vom neuen Expertinnen-Beratungsnetz (siehe Kasten ) auch noch gemacht hat – trotz der Ängste, „wegen der wir viele Veränderungen nicht wagen.“ Die 40-Jährige hat sich deshalb für das Risiko entschieden. „Denn was nützt es, wenn wir eine sichere Anstellung haben, uns das aber nicht wirklich Spaß macht?“

„Unzufrieden“ war Jutta Unland nämlich – nach fünf Jahren „Schufterei“ als feste Angestellte in einem Architekturbüro. Zuviel Routine. Zuviel Arbeit – und „kein Kontakt mehr zu dem, was ich eigentlich ausdrücken will.“ Da kam der Bericht in einer Fachzeitschrift zum interdisziplinären Studium für Architekten in Bremen gerade Recht: „So etwas wollte ich doch im Grunde schon lange machen“ – innerhalb von sechs Wochen hatte sie die Sachen gepackt.

Ihre Entscheidung für die Selbständigkeit fiel dagegen nicht über Nacht – sondern über Jahre. Und das „ganz unbewusst. Denn mir ist erst im Rückblick klar: Es konnte am Ende nur eine Existenzgründung sein.“ Dabei begann Jutta Unland nach dem Studium erstmal das komplette Gegenteil: Sie begann den „Vorbereitungsdienst“ für die Behörde. Sicher und fest mit Aufstiegschancen-Garantie – und der Option, irgendwann einmal Arbeitsämter oder Polizeistationen zu planen.

Heute ist die Palette der Fast-Baurätin, die „wegen fehlender Stellen im öffentlichen Dienst dann doch in der freien Wirtschaft begann“, breiter: Vom Einfamilienhaus bis zum Büro ist so ziemlich alles dabei. „Heute kann ich selbst aktiv sein und den Beruf in all seinen Facetten erleben“ – vom Planen und Gestalten bis zum rechtlichen Abchecken. Ein „weiter Weg“ war es bis dahin – vom Job in Bielefeld, über das Studium in Bremen bis zur freien Mitarbeit in einem Bremer Büro – und schließlich dem Kauf eines Bremer Hauses, das sie komplett neu gestaltete – und sich so mit wachsendem Renommée eigene Projekte an Land zog.

Einfach „ausprobieren und mutig sein“, so würde die selbständige Architektin Jutta Unland ihre eigene berufliche Lebensmaxime beschreiben. Und bloß „keine Nichtentscheidungen“ treffen, denn sonst passiert gar nichts. Und auch keine falsch verstandenen „Konkurrenzgefühle“ hegen, sagt die Frau, die im neuen Beratungsnetz künftig auch als Expertin beraten wird. „Probleme“ hat sie damit nicht. Denn ausplaudern wird sie dabei selbstverständlich nicht, wo sie gerade „überall ihre Eisen im Feuer hat“ – sondern so viele allgemeine Infos und Tipps wie möglich geben. Denn wenn sich eine Frau danach selbständig machen will, „würde sie es sowieso tun, egal was ich sage oder nicht.“ Und dann gäbe es immer noch die Möglichkeit, sich „irgendwie zusammenzutun.“ Denn auf dem hart umkämpften ArchitektInnenmarkt kommt frau vielleicht irgendwann besser zusammen weiter – statt gegeneinander.

Katja Ubben