Mahnmal wird teurer als geplant

Schon die erste Sitzung des Kuratoriums der Stiftung für das Holocaust-Denkmal war von Gereiztheiten geprägt. Bau kostet deutlich mehr als 20 Millionen Mark ■ Von Philipp Gessler

Das Holocaust-Mahnmal wird aller Voraussicht nach deutlich mehr als die bisher veranschlagten 20 Millionen Mark kosten. Das zeichnete sich schon in der ersten Sitzung des Kuratoriums der Stiftung nach dem symbolischen Baubeginn am Donnerstag ab.

Nach Insider-Informationen gingen alle 23 KuratorInnen wenige Stunden nach dem Festakt südlich des Brandenburger Tores davon aus, dass allein das geplante Stelenfeld nach dem Modell des US-Architekten Peter Eisenman über 20 Millionen Mark kosten wird.

Hinzu käme noch eine hohe Summe für den Bau des „Ortes der Information“, der auf einige Millionen geschätzt wird. Unklar sind noch die Kosten für einen Teil des Baufeldes, welcher der Wohnungsbaugesellschaft Mitte gehört. Er wird auf einen Wert von 4,1 Millionen Mark geschätzt.

Bei der Sitzung des Kuratoriums am Donnerstagabend ist nach Angaben der Vizechefin Lea Rosh aber noch nichts entschieden worden. Der „Ort der Information“ sei „andiskutiert“ worden, insgesamt habe es bei 23 Kuratoren zu vielen Fragen 23 Ansichten gegeben.

Nach Informationen des Kurators und FDP-Bundestagsabgeordneten Hans-Joachim Otto waren Lage und Gestaltung des „Ortes der Information“ ein „zentraler Knackpunkt“. Dabei sei es um die Frage gegangen, inwieweit das Informationsgebäude auf oder neben dem Mahnmalsgelände das Stelenfeld beeinträchtigen, also etwa verkleinern, dürfe.

Kulturstaatsminister Michael Naumann habe – offenbar im Gegensatz zur Mehrheit der Kuratoren – eine Beeinträchtigung des Mahnmals nicht ausgeschlossen, so Otto. Streit gab es auch darüber, wer einen Wissenschaftlichen Mitarbeiter für die anstehenden Baufragen bestimmen dürfe. Das Kuratorium will sich die Entscheidung nicht von dem dreiköpfigen Vorstand der Stiftung aus der Hand nehmen lassen. Das auch mit Vertretern von Gedenkstätten und politischen Parteien besetzte Kuratorium will, Otto zu Folge, ebenfalls über die politisch brisantere Frage der Konzeption des Mahnmals bestimmen.

Nach Informationen aus dem Gremium hat sich als Tendenz abgezeichnet, den „Ort der Information“ nicht auf dem Mahnmalsgelände, sondern vor einer Häuserzeile östlich daneben und jenseits einer Straße zu bauen.

Ungeklärt blieb, wie die von Naumann erwarteten etwa eine Million Besucher des Mahnmals zu der Gedenkstätte transportiert werden sollen und wo ein dann nötiger Busparkplatz entstehen könnte. Die nächste Sitzung des Stiftungsrates ist für Ende Februar geplant.