Der abgeschlossene Roman
: Groß und schwarz

■ Wir erzählen dort weiter, wo der Klappentext endet. Heute: Mrs. Satan kreischt

Kein Mensch hat heutzutage noch Zeit, ein Buch zu lesen. Selbst Bibliophile kommen selten über den Klappentext hinaus. Wir schaffen jetzt Abhilfe. Und erzählen dort weiter, wo der Klappentext aufhört. Den ganzen Roman. Bis zum Ende.

„Die Geister sind bei uns“, flüsterte Mrs. Satan. Und Wildcat O'Shea starrte auf die Kristallkugel, aus der dunkelrote Spiralen zu steigen schienen. Dann wurde es gleißend hell, und er kniff die Augen zusammen. Verdammt, es gab keine Geister, aber der Mann stand vor ihm – groß, schwarzbärtig, schwarzgekleidet, drohend. Mrs. Satan kreischte auf. Wildcat O'Shea starrte nicht mehr in die verdammte Kugel, aber der Mann war immer noch da. John Rasco war keine Illusion. Er war aus Fleisch und Blut. „Weib“, sagte John Rasco dumpf, „deine Stunde ist gekommen ...“

John Rasco bleckte die zitronengelben Zähne. „Ich bin vom Sozialamt, Weib. Dein Wohngeldantrag ist abgelaufen“, bellte Rasco. „O Gott“, schrie Mrs. Satan. Kreidebleiche überzog ihr puterrotes Gesicht. Wildcat O'Shea – auch groß, bartlos, nackt, doof – wurde es zu viel. Er musste verdammt noch mal eingreifen, dem verdammten Treiben ein verdammtes Ende bereiten. Verdammt noch mal. „Nach Paragraph 7 der Ergänzungsverordnung vom 17. Mai 1913, Absatz 2, Doppelstrich, Aktenzeichen ahoch2+bhoch2=choch2“, zischte er bedrohlich, „gilt – ich zitiere: Kein Mensch aus Fleisch und Blut darf beim Sozialamt arbeiten. Verdammt, Rasco, Sie lügen.“

„Der Devil steckt eben im Detail“, jubelte Mrs. Satan glücklich. Rasco war perplex. Mit so viel Widerstand hatte er, verdammt noch mal, nicht gerechnet. „Ich komme wieder“, murmelte er durch die zitronengelben Zähne in seinen schwarzen Bart. Doch seitdem fehlt von John Rasco jede Spur.

zott/ck

Der Klappentext stammt aus dem Roman Jeff Clinton: Wildcat ist los!, Erich Pabel Verlag KG, Rastatt/Baden 1974